Wednesday, December 14, 2016

Pilsner II

Einer meiner ersten Blog Posts trug den Titel „Pilsner“.  Den schrieb ich zu einer Zeit als ich gerade angefangen habe Pilsner wieder zu entdecken. Bis vor nicht allzu langer Zeit war ich eigentlich der Meinung, gar kein Pilsner zu mögen. Irgendwie ist mir das schon über 20 Jahre zu eindimensional Bitter oder, wenn man an die grossen Fernsehbiere denkt, zu Langweilig. Dieses Jahr allerdings habe ich mich stark mit dem Thema Pilsner (und im Allgemeinen mit modernen Lager Bieren) auseinander gesetzt. Die Erkenntnis ist, dass ich mich komplett von Einstellung Pilsner nicht zu mögen, verabschiedet habe. Das Gegenteil ist der Fall. Jetzt liebe ich Pilsner (und moderne, charaktervolle Lagerbiere)!
Seit ich im trinkfähigen Alter bin (seit gut 30 Jahren), ist mir eigentlich bewusst, das Pilsner das Bier ist, das die Welt erobert hat und somit auch der dominierende Style. Dieses trockene, hopfenreiche Gebräu startete in den 1840ern den Siegeszug von Böhmen aus in die grosse weite Welt. Gegen die damals üblichen dunklen Ales (und Lager) muss das eine Offenbarung gewesen sein. Über die Zeit entwickelten sich dann neben den tschechischen Pilsner verschiedenste Unterarten: Deutsche Pilsner  (im Norden andere als im Süden), süssere Pilsner in Lateinamerika und  leichte Pilsner in Nordamerika, die auch in Asien sehr beliebt sind. In der Moderne entwickelten sich die Pilsner dann zu einem auf den Massen Markt zugeschnittenes Produkt, auch „Fernsehbiere“ genannt.  Charakterlos aber mit hoher drinkabilty eignen sie sich perfekt zum Durst löschen und besaufen. Eine geschmackliche Offenbarung sind sie längst nicht mehr. Die allermeisten heute als „Pils“ bezeichneten Biere haben mit dem Stil Pilsner nichts mehr zu tun. Und da liegt dann auch die Erklärung warum ich so lange dachte, ich mag kein Pils. Im Zeitalter der Craft Bieres kommen nun plötzlich wieder Pilsner auf den Markt, die Charaktervoll schmecken und ihrem Stil gerecht werden. Dazu kommt dann dann noch die Tatsache, dass man auch hier eine Spielwiese hat um mit neuen hopfen Sorten zu experimentieren und mit diesen auch zu stopfen.
Meine eigene Bier Trinker „Historie“ fängt ja irgendwann Mitte der 80er an. Damals hat man ja ehr regionale Biere getrunken und da waren gerade wo ich aufgewachsen bin, die Pilsner einfach nur Bitter und schlecht gemacht. Allerdings gab es auch damals sehr gute Varianten, nur der Zugang war nicht wirklich gegeben und Onlinehandel gab es ja noch nicht…Eines aus meiner Region gab es aber dann doch: das Rothaus Pils. Doppelt so teuer als jedes andere Bier aber um Welten Besser.  Auch war es die Zeit als die Fernsehbiere  anfingen sich in Deutschland breit zu machen und deren Brauer  ihre Biere immer „runder lutschten“ damit sie ein möglichst grosser Teil der Bevölkerung trinkt (auch Rothaus hat ihr Bier verändert und den herausragenden Charaktervollen Geschmack der Expansion und dem Profit geopfert). In der Mitte der 90er blieb einem dann die Wahl zwischen Pilsnern, die entweder nur Bitter waren oder eben Charakterlose Fernsehbiere. Durch diese Entwicklung wurde ich unterbewusst vom Genusstrinker zum Wirkungstrinker in Sachen Bier und habe mich Ende der 90er bis weit in die erste Dekade des neuen Jahrtausends beim Genusstrinken auf diverse andere  Alkoholische Getränke fokussiert, da mir Bier zu langweilig geworden war. Oder anders ausgedrückt: ich dachte Bier sei langweilig. Die stattgefundene Veränderung war mir damals noch nicht bewusst. Ich dachte ich "hätts gesehen...". Und das, Obwohl ich eigentlich schon immer ein Bier Geek war. Habe z.B. schon Ende der 80er erste Exkursionen nach Belgien usw. unternommen.
Ende des ersten Jahrzehnts im 21. Jahrhundert bin dann erstmalig via USA auf "Craft Bier" gestossen. Es war eine Offenbarung! Zu der Zeit war das Bier der Stunde in der US Craftbeer Szene das extrem gehopfte IPA.   Ab dem Zeitpunkt hab ich mich dann wieder auf Bier als Objekt des Genusstrinkens fokussiert. Craft Bier fing damals in Zentraleuropa erst an und ich fand es bedauerlich hier nicht den Zugang zu all diesen geilen Ales zu haben. Ich war immer noch davon überzeugt ich mag kein Pilsener (hatte ja auch über 20 Jahre keine wirklich gutes mehr…).
Heute sind die Biere der Stunde in USA mittlerweile (Imperial) Pilsner die extrem hopfengestopft werden (neben den Sour/Brett Bieren, welches momentan ein anderer grosser Trend ist). In Deutschland hingegen haben sich die neu aufkommenden Craft Brauer erstmal auf das Ale Thema gestürzt. So langsam wird aber das kaltgehopfte Pilsner auch hier relevant (auch wenn USA schon wieder weit voraus ist). Und damit komm ich auf den Punkt: Deutschland ist das traditionelles Pilsner/Lager Land. Genau an den Styles sollten die Craftbrauer hier zu Lande arbeiten, denn Weltklasse IPA gibt es mittlerweile reichlich. Ich denke es gibt riesen potential Pilsner und andere Lager Styles dahin zu entwickeln, wo die Amerikaner die Ales hin entwickelt haben.  Deutschland als  traditionelles „Lager Land“, ist halt nur irgendwie stehen geblieben bzw. hat sich falsch entwickelt. Ich bin jedenfalls gespannt was da noch kommt und freu mich auf die Zukunft. Am geilsten finde ich, Pilsner wieder entdeckt zu haben!
In diesem Sinne

Eurer hophead

Sunday, October 16, 2016

Im Mutterland des Craftbeer

Ich gehe seit einigen Jahren regelmässig in die USA. So ca. zwei bis dreimal pro Jahr. In aller Regel halte ich mich in New England, primär in der Region Boston auf. Das ist natürlich das Paradies für einen Bier Liebhaber. Schliesslich sind die USA die Wiege der Craftbeer Revolution. Da sie ja schon weit über 30 Jahre an dem Thema dran sind, sind sie auch allen anderen Regionen der Erde mächtig voraus.  Vor kurzem hatte ich wieder Gelegenheit nach Boston zu reisen. Mein letzter Trip war bereits im Dezember 2015. In der Zwischenzeit, während des letzten Frühjahrs und Sommers,  kam ich allerdings zu dem Schluss, das Zentraleuropa gut Aufgeholt hat, nachdem doch das Thema bei uns auch immer populärer wird. Allerdings muss ich das doch in gewisser Weise wieder revidieren. Klar, bei uns wurden in den letzten 2 Jahren explosionsartige Fortschritte gemacht, aber die Amerikaner haben sich ebenfalls weiter entwickelt. Sowohl innerhalb der „existierenden“ Bier Stile als auch bezüglich neuer. Neben der Hopfenvielfalt (jedes Jahr werden ca. 20 neue Sorten gezüchtet) entwickelt sich auch im Bereich der Hefen immer neues. Die verwendete Hefe hat enormen Einfluss auf den Geschmack eines Bieres. Bis etwa in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts hat sich Bier Hefe (ungewollt) immer weiter entwickelt (natürliche Evolution). Seit der Industrialisierung und der sehr hygienischen Arbeitsweise der Brauer ist da in den grossen Sudhäusern ab den 50ern/60ern nicht mehr viel passiert. Dazu kam dann noch der weltweite Siegeszug des Lager Bieres, dessen Vergärung auf der untergärigen Hefe Saccharomyces Carlsbergensis beruht (im Obergärigen Bereich war die Hefe Vielfalt immer schon höher). Mittlerweile wird aber sehr bewusst in Laboren gezüchtet um Hefen zu entwickeln, die bei der Vergärung neue Geschmacksprofil generieren. Allerdings steht das alles noch am Anfang, aber da wird noch was Spannendes auf uns zu kommen.
Daneben sehe ich in USA momentan zwei  klare Trends/Hypes im Bereich Bier Stile. Der eine geht um Sour  bzw. Brett Biere und der Andere um Hopfengestopfte untergärige Biere (dry hopped Lager) allen voran Kaltgehopfte Pilsner. Ersteres ist nicht so mein Thema (auch wenn ich da gerne mal probiere, aber mehr als „interessant“ kommt da für mich meistens nicht raus). Die Lager allerdings mag ich sehr. Ist momentan mein „Style“ der Stunde (werden auch gerne mal IPL= India Pale Lager genannt). Auch die gibt es als „Imperial“ Versionen (also stärker alkoholisiert.) Was ich also absolut geil finde sind dry-hopped Imperial Pilsner. Aus diesem Grund habe ich mich auf dieser Reise ein wenig auf kalt gehopfte Lager fokussiert (ok, hab auch anderes probiert). Und da waren echt super Sachen drunter aber das absolut Beste war Jack Abbey’s Excess IPL. 7.2% Abv. und 80 Ibu’s. Das zeug war der Hammer und ich sag mal, das Beste IPL das ich bisher hatte. Schöne grasige aber auch fruchtige Noten wie es ein IPA haben könnte, aber Schlank und trocken wie ein Pilsner. Aus der Brauerei kommt insgesamt super Zeug, leider aber in Europa nicht zu bekommen. Bin aber inspiriert durch die Erfahrungen aus USA jetzt vermehrt bei uns auf der Suche nach hopfengestopften Lager Bieren.  Werde da zu gegebenem Anlass mal meine Erfahrungen hier teilen.
Wo sie uns auch um Längen voraus sind, ist in der Gastronomie. Mittlerweile hat ein ordentliches Restaurant schon 10-20 verschiedene Biere auf der Karte. Bei normalen Bars und Pubs sind es dann schnell mal 50 und mehr. Auf Bier spezialisierte Läden bieten bereits hunderte verschiedene Biere an und davon gibt’s bereits etliche. Es gibt dabei Bars die absolut Wert auf extrem hohe Qualität der angebotenen Biere legen und dafür nicht so viel in der Masse haben. Andere wiederum, legen mehr Wert auf Volumen und haben wahnsinnig viel der Karte. Teilweise sind das solche Mengen, das dir der Kellner ein iPad in die Hand drückt anstatt einer Karte. Dort kann man dann nach verschiedensten Kriterien Suchen. paradiesische Zustände!
Last but not least, auch in den Liqour Stores wird das Angebot immer grösser und vielfältiger. Da träume ich von, bei uns beim Getränke Händler um die Ecke so viel Craftbeer zu bekommen. Da ja aber früher oder später irgendwie jeder US Trend auch bei uns Fuss fasst, bin ich positiv das wir diese Zustände auch irgendwann erreichen…
In diesem Sinne

Eurer Hophead

Sunday, September 11, 2016

Da geht was aufm deutschen Craft Bier Markt!

Irgendwie hat sich was im letzten und noch mehr in diesem Jahr stark verändert. Die Menge an in Deutschland verfügbaren Craft Bieren ist exponentiell angestiegen. Vor 2 Jahren war der deutsche Markt noch überschaubar und es gab ne Handvoll gutgemachter kreativ Biere von „jungen wilden“ Brauern (und auch alteingesessenen Traditionsbrauern). Ich konnte dort noch behaupten ich kenne so ziemlich alle erwähnenswerten deutschen Biere aus dem Metier. Und der richtig geile scheiss kam sowieso aus USA oder Skandinavien und war eigentlich nur bei einer Handvoll online Händlern zu bekommen.  Ok, der innovative, geile scheiss kommt immer noch aus USA und Skandinavien. Deutschland hat aber mächtig aufgeholt und der Zugang zu aussergewöhnlichen kreativ Bieren is wesentlich besser geworden. Es gibt viele neue Bierversender mit grosser Auswahl, in der Gastronomie ist Craft Bier sowieso angekommen und selbst im Einzelhandel wächst das Angebot. Sogar  grosse Amerikaner wie Stone und Brooklyn Brewery sind zu haben und paradoxerweise z.T. billiger als in USA! Ich denke wir werden jetzt eine neue Phase erleben. Die Konkurrenz wird grösser, der Druck steigt. D.h. es wird die nächste Zeit eine Konsolidierung des Marktes stattfinden. Das „Kuscheln“ und das „wir ham uns alle lieb“ gehabe in der Szene wird zurückgehen weil jeder seinen Kram verkaufen will. Auch die Grossen in Deutschland (Braukonzerne) haben längst den Braten gerochen und gesehen, da kann man Prestige und vor allem Geld mit verdienen.

Für uns als Konsument kann das ja nur gut sein. Ok, es gibt auch Spinner die das ganze ehr religiös sehen und schon prognostizieren das das der Anfang vom Ende des guten Bieres ist. Das glaube ich nicht. Jetzt geht’s erst richtig los. Mir is eigentlich Wurst wers macht, Hauptsache es schmeckt gut. Und mittlerweile tummeln sich ja Heerscharen von Brauern die viel zu viel Geld für viel zu banale Biere nehmen. Stone und Brooklyn zeigen uns,  das man Weltklasse Biere in Deutschland für unter 2 Euro die Flasche (Dose) verkaufen kann und auch noch Geld verdient! Da müssen die deutschen Craft Brauer erstmal hin. Von den alten bekannten sind ja Crew Republic oder Hopfenstopfer in der Preis Region. Camba Bavaria is auch nicht weit davon entfernt. Aber es gibt andere, die bewegen sich in der 2.5-3 Euro Liga aber können mit den hier zuvor genannten Bieren nicht mal annähernd  mithalten. Aber selbst wenn sie es können ist fraglich wie gut sie sich dann noch verkaufen werden. Ich habe die Tage in einem Supermarkt zwei von mir sehr geschätzte Biere nebeneinander im Regal stehen sehn: Stone IPA und das Backbone Splitter. Ersteres für 1.99 Euro, das zweite Für 2.59 Euro. D.h. das eine is 30% teurer al das anderen. Beide sind super, das steht ausser Frage, aber was wird der Konsument bei gleicher Qualität ehr nehmen? Wohl  das günstigere (ich gehe jetzt mal nur von Kunden aus, die diese Biere primär des Geschmacks wegen kaufen und nicht aus Marketing Gründen, obwohl es die sicher auch gibt). Lange Rede, kurzer Sinn: Ich gehe mal davon aus, das jetzt ein gewisser Druck am Markt entsteht der für ein natürliches ausleseverfahren sorgen wird und einige genauso schnell von der Bildfläche verschwinden werden wie sie aufgetaucht sind. Andere werden weiter wachsen aber unterm Strich werden die überleben, die entweder gutes Marketing haben, Preiswert sind oder eben ein spitzen Produkt haben. Ich freu mich auf die Zukunft!
In diesem Sinne


Euer hophead 

Wednesday, September 7, 2016

Das Craft Beer Festival in deiner Stadt

Im Zeitalter der weltweiten Bierrevolution gehört es mittlerweile zum guten Ton, das in jeder mitteleuropäischen Grossstadt ein eigenes Craft Beer Festival stattfindet. In Metros gibt es mittlerweile durchaus auch schon mehrere Veranstaltungen  und diese werden auch z.T. schon nach Sparten getrennt. In mittleren Grossstädten (+/- 200 000) geht der Trend zu Festivals mit primärem Fokus auf regionale Craft Brauer. Ich habe in den letzten Jahren ein paar besucht und die waren auch alle nett (also besser als Industrie Plörre auf nem Oktoberfest zu saufen), allerdings hat mich keins vom Sitz gerissen oder besser gesagt, ich bin nicht auf richtig grossartige Biere gestossen. Neulich war ich aber auf dem Craftival in Freiburg und da war es anders! Konzept war wie immer, mit dem Eintritt erwirbt man ein Verkostungsglas und an den einzelnen Ständen konnte man dann entscheiden ob man 0.1 l für 1 Euro oder 0.3 l für 3 Euro haben wollte. Als erstes hab ich dann mal einen Rundgang gemacht um zu checken, welche Brauer so da waren, um mir dann ne Strategie zu Recht zu legen. Das Problem bei solchen Veranstaltungen ist, dass so viele verschieden Biere angeboten werden. Wenn man die alle probieren würde, wäre man irgendwann so strack, das nix mehr geht (ok, man is so oder so irgendwann strack, wenn man zu solchen Veranstaltungen geht). Also muss man vorher überlegen, was will ich bzw. was will ich nicht. Ich persönlich mache ehr einen Bogen um die typischen deutschen (Lager) Braustile. Die kann man ja jederzeit und überall haben. Ausserdem sehe ich nicht ein, warum ich den dreifachen Preis für ein Pilsner eines regionalen Craft Brauers zahlen soll, wenn ich für  ein gleichwertiges Bier bei einem mittelständischen deutschen Traditionsbrauer bekommen kann. Der andere Punkt ist, wenn man sich mit profanem Lager Pisse zu säuft, könnte man die wirklichen Perlen verpassen, weil nix mehr rein passt.

Nachdem ich mir also ein Bild gemacht hatte, fiel meine erste Wahl auf die Familienbrauerei Bauhöfer. Typische deutsche regionale Traditionsbrauerei mit deutschen Lagerstilen, aber Handwerklich grossartig gemacht. Im Prinzip ein Craft Brauer, allerdings zu marktüblichen Preisen (ca. 80 Cent der halbe Liter) und eben fokussiert auf die üblichen Verdächtigen (Pils, Export, Zwickel, Saisonale Böcke und Weizen, welches allerdings zugekauft wird). Also nix mit 3 Euro für ne Flasche Lager. Ich kenne die Brauerei bereits einige Jahre und finde Ihr Pilsner ist der Ideale vertretener der BJCP Kategorie „German Style Pilsener“. Dachte also, das wäre der ideale Gaumenöffner bevor man zu stark gehopften Ales übergeht. Leider hatten Sie es gar nicht dabei aber was dann kam, entschädigte entsprechend: „Schwarzwaldmarie“, ein hopfengestopftes Lager das jetzt im September auf den Markt gekommen ist. Sau gut! Vor allem da der Laden-Endpreis bei ca. 1 Euro liegt (und wieder der Verweis auf die modernen Craftbrauer, die mindestens 3 Euro verlangen würden). Das war also eine Offenbarung und dazu kam dann noch, das die ganzen „Bauhöfer’s“ die da waren echt ne geile Truppe sind und das austauschen wirklich spass gemacht hat. Nach der Schwarzwaldmarie gabs dann noch den ersten Eisbock, ebenfalls aussergewöhnlich, dazu aber später mehr…

…Ich zog dann weiter und hatte noch das ein oder andere nette Bierchen, die jetzt aber nicht sonderlich erwähnenswert waren bis ich zu „Emma, Biere ohne Bart“ und Ihrem „Kuckucks Rot“. Der Name (Biere ohne Bart) beruht auf der Tatsache, dass es sich um eine Brauerin handelt. Im Gespräch liess sie verlauten, dass sie eigentlich nie wirklich Bier trank. 2012 aber in USA durch kaltgehopfte Ales inspiriert wurde, selber Bier zu machen, weil es sowas geiles in Deutschland nicht wirklich gab. Also begann sie mit Kochtopf und Eimer zu Hause zu brauen und „Kuckucks Rot“ hat sie als „Gipsy Brewer“ bei Rogg in Lenzkirch im Schwarzwald in einer 2500 Liter Auflage gemacht. Es ist eine Hopfengestopftes Amber/Red Ale. Geiler Scheiss. Sehr rund, hohe drinkability, usw. Denke, da wird man noch von hören.

Danach gabs dann mal ein Wasser und ein Brisket Burger (auch geil). Nach der Neutralisation der Geschmacksknospen gings zum Decker Stand (eigentlich auch der Organisator von „Craftival"). Die Decker Garage in Freiburg ist jetzt kein Kraftbrauer im eigentlichen Sinne, sondern mehr ein „Abfüller und Vermarkter“. D.h., sie Sammeln Biere von kleinen regionalen „Home“ Brauern ein, füllen diese ab und verkaufen sie und dem „Decker“ Label. Ist eigentlich nix dabei was man haben muss (bzw. in aller Regel einfach überteuert). Das Aushängeschild von Decker ist das Decker ØL, ein hopfengestopftes Lager Bier. Meiner Meinung nach in der Flaschenabfüllung völlig überkarbonisiert und mit 3 Euro die Flasche viel zu Teuer. Wenn man das mit der bereits oben erwähnten „Schwarzwaldmarie“ der Brauerei Bauhöfer vergleicht verdeutlicht es die Problematik die sich im Moment im europäischen Craft Bier Markt breit macht: beiden liegt im Prinzip der gleiche Stil zu Grunde, allerdings ist das Bauhöfer nicht nur um Welten besser, es kostet auch nur ein Drittel als das von Decker. Decker verkörpert ehr diese Marketing Geschichte die mittlerweile auch Teil der Craft Brau Szene ist: Coole, Tätowierte, vollbärtige Männer und Stories rund ums Bier…Das hat Bauhöfer nicht, aber die verstehen ihr Handwerk…habe dann noch der Vollständigkeit halber das Decker ØL vom Fass verkostet, war sicher besser als das was ich mal vor Monaten aus der Flasche hatte aber wenn man es nicht probiert, hat man auch nix verpasst.

Danach gings dann zum Freiburger Braukollektiv. Vier Bier Geeks, die vor ein paar Jahren als Heimbrauer angefangen haben und dann auch als Gypsy Brauer bei Rogg in Lenzkirch gelandet sind. Ihr Erstlingswerk, das Dolly ist ein IPA im Westcoast style und meiner Meinung nach eines der Besten in Deutschland gemachten IPA’s. Mittlerweile ist das Portfolio recht umfassend. Horst, ein hopfengestopftes Brown Ale (auch sehr gut), Moe, ein Summer Ale sowie die Ziggy Serie (Pale Ale). Da wird beim gleichen Grund Sud jedes Mal anders gehopft. Zwei Versionen sind bereits erschienen (beide super). Bin gespannt was da noch kommt. Und ganz neu: „Ferien Lager“. Das erste Lager des Braukollektivs. Sicher auch gut gemacht aber auch hier wieder: würd ich jetzt nicht 2.59 Euro im Laden für bezahlen, das kann man günstiger vom deutschen Traditionsbrauer aus der Region haben. Im Gespräch wurde dann auch klar, dass das Bier mittlerweile so gut läuft, das sie durchaus Interesse an einer Braustätte hätten, die grössere Kapazitäten per Sud machen kann. Ich glaube, vom Braukollektiv werden wir ebenfalls noch einiges geboten bekommen. (Achja, auch noch erwähnenswert: ganz Sympathische Jungs. Craft Brauer ohne diesen Tattoo- Piersing- Vollbart scheiss).

Zum Abschluss gings dann wieder zum Bauhöfer Stand. Die hatten Meiner Meinung nach das Highlight des Events geliefert: einen Eisbock. Als Grundlage dient ein Hopfengestopftes, untergäriges Bockbier dem später durch einfrieren Wasser entzogen wird und somit ein Eisbock draus wird. Der Stoff hat in der 2015er Version am World Beer Award Gold in der Kategorie „Strong Lager“ erhalten und trägt somit den Titel „World’s best strong lager“. Das Zeug is aber auch echt der Hammer (ok, kostet auch fast 30 Euro die 0.75l Flasche, is aber auch echt krass gut!) Sie hatten es auch noch als Whisky Barrel Edition da, gereift im Whisky Fass. Das ist mir persönlich dann aber to much. Es fand sich dann eine lustige Runde an dem Stand ein, u.a. diverse Brauer und weitere Bier Geeks. Wir haben uns dann alle zusammen noch weiter durchs Portfolio von Bauhöfer gesoffen und Fachgesimpelt (sofern das noch möglich war, mittleiweile hatten alle schon mächtig einen im Kahn). Auch der Whisky den Bauhöfer macht floss gut (auch nicht schlecht) und so klang der Event gut langsam aus.

Auf dem Craftival kam ich dann final zu der Erkenntnis, das sich mittlerweile was getan hat! Vor ein paar Jahren war das Angebot von aussergewöhnlichen Kreativ Bieren in Deutschland noch recht überschaubar, aber wenn man jetzt sieht was allein regional schon am Start ist, ist die Revolution auch endlich in Zentral Europa angekommen. Da freu ich mich auf die nächsten Jahre und was so passieren wird.
In diesem Sinne


Euer hophead

Thursday, May 12, 2016

Der Craft Bier Brauer von nebenan

Neulich war ich an der Eröffnung der Birreria der Braubude Basel, in der Oetlingerstrasse 84, im Herzen von (Klein)Basel. Hinter dem ganzen steckt ein 2010 gegründeter Verein, der derzeit auf drei  50 Liter Speidel Braumeistern einen Jahresausstoss von 85 hl braut. Die Birreria ist in einer ehemaligen Bäckerei im Stadtteil Matthäus untergebracht, die Brauerei befindet sich im Keller des selbigen Gebäudes. Erstmalig wird hier das Bier auch in Keg’s ausgeschenkt, bisher was es nur als Flaschen Bier erhältlich. Der Laden selber ist ganz nett und läd zum Verweilen ein, das einzige WC war aber etwas überlastet…
Die Biere selbst sind recht „mainstreamig“ , also gut geeignet eine breite Masse anzusprechen. Das sei auch das Ziel, bestätigte mir auf Nachfrage einer der Brauer. Mir wurde aber auch versichert, sie würden immer wieder Sondersude machen, die dann schon etwas „abgefahrener“ seien (was zu beweisen wäre, ich bleib dran!)
Die Biere sind nach Farben benannt. Ist ja so ein tick in der Craft Beer Szene seinen Bieren irgendwelche fancy Namen zu geben (…ok, ob Farben jetzt besonders fancy sind lass ich mal dahingestellt…). Das ist mir ja eigentlich auch Wurst, aber speziell im deutschsprachigen Raum verzichtet man zusätzlich auch vermehrt drauf den Bier Stil auf der Flasche zu vermerken. Mir als Liebhaber der Einteilung von Bieren in Braustiele kommt das natürlich nicht entgegen.  Es hilft mir sehr, eine Entscheidung zu treffen, welches Bier ich Bestelle und welches nicht, wenn ich auf der Flasche lesen kann was drin ist (z.B. würd ichv mir ein Pale Ale mit 24 IBU’s schenken (BBB Grün), solange ich stärker gehopfte Alternatives habe).  
An dem Abend hatte ich nun Gelegenheit vier BBB Biere zu verkosten. Drei Pale Ales (Grün, Rot und Blau), sowie ein Black Ale namens „Schwarzes“ . Die Pale Ales, denk ich, sind alle gleicher Machart und unterscheiden sich nur durch Schüttung und Hopfenmenge. Das einzige von den dreien das noch irgendwie was hermacht ist das Blaue, da man dort wenigstens eine Hopfung wahrnimmt. Das Black Ale (Schwarze)kann man trinken, aber eine etwas stärkere Hopfung würde auch hier nicht schaden (überflüssig zu erwähnen das keines der vier hopfengestopft ist).
Sehr gefallen hat mir das Gesamt Konzept,  das neben dem eigenen Bier noch andere sehr gute Regionale Getränke im Ausschank sind. Weine aus dem Weingut Zierreisen aus Efringen-Kirchen, Vin des Mousseux von Mauler aus Motiers, sowie alkoholfreie Getränke wie Pepita aus Eptingen und Lola Cola aus dem Schwarzwald. Alle samt sicher exzellente Vertreter ihres Fachs. Dadurch kann der Passionierte Biertrinker auch in Begleitung von nicht Biertrinkern hingehen ohne dass diese auch grossartige Gesöffe verzichten müssen
Fazit: auch wenn die Biere für mich jetzt etwas Langweilig waren, so glaube ich doch das der Laden brummen wird (hat jeden Donnerstag und Freitag von 17:00-23:00 Uhr geöffnet) und sich bald viele Stammgäste vor allem aus der Nachbarschaft einfinden werden. Auch ich werde mich sicher das ein oder andere mal dort verirren. Erstens ist es nicht sonderlich weit von mir zuhause und zweitens gebe ich die Hoffnung nicht auf vielleicht doch noch irgendwann auf eine fruchtige Hopfenbombe zu treffen ;-)
In diesem Sinne

Euer Hophead

Saturday, April 23, 2016

Bunte Vielfalt

Neulich bin ich mal wieder auf einen online Bier Händler gestossen, welchen ich noch nicht kannte: „bierselect.de“. Beim durchstöbern des Shops fand ich dann auch diverse deutsche als Craft Biere (und auch Craft Brauereien) bezeichnete, die ich noch gar nicht kannte. Momentan boomt die Craft Bier Szene in Deutschland so, das gefühlt täglich neue Brauereien und Biere auf den Markt kommen.  Ich habe mir dann mal so meine Gedanken über die Unterschiedlichen Ansätze gemacht und kommt dabei auf folgende Kategorien unter den Brauern:
  1. Der Freak: hat nur ein Ziel, ein absolut geiles Bier zu brauen, unabhängig wie vielen es neben ihm noch schmeckt. Im Zweifelsfall ist er bereit einen Sud auch allein zu saufen oder wenn er ihm nicht schmeckt komplett in Ausguss zu lassen. Er gibt einen verdammten schiss auf irgendwelche Konventionen…er will nur geiles Bier machen!
  2. Der Unternehmensberater: hat zwar Leidenschaft für geiles Bier, denkt aber da nicht Bedingungslos. Er will Geld verdienen. Von dem her ist er bereit zu investieren, sowohl in die Produktion als auch ins Marketing. Damit sich sein Stoff verkauft, geht er auch gerne Kompromisse ein um eine breitere Masse an Käufern zu akquirieren (und Geld zu verdienen)
  3. Der deutsche Traditionsbrauer / Lokalbrauer:  hat den Preiskampf im deutschen Biermarkt der letzten 20 Jahre durch gute Produkte, harte Arbeit und regionale Verbundenheit überlebt (oder zumindest weil er regional genügend Gastronomen mit Verträgen knebelte ;-). Hat vielleicht schon immer Interesse gehabt, mal was anderes zu machen, konnte/wollte aber kein Risiko eingehen und sieht jetzt aber die Chance in einem neuen Markt und mischt daher ebenfalls irgendwie mit, indem er neben seinen Standard Sorten „Pils“, „Export“, „Helles“, „Dunkles“ und „Weizen“ auch mal ein IPA oder Stout macht.
  4. Der Konzern: hat geschnallt das neben dem Markt für Industrie Pisse plötzlich eine neuer aufkeimt. Aus Angst, im Erfolgsfalle nicht dabei zu sein, falls da mal Geld zu verdienen ist, wird jetzt mitgemischt. Ausserdem sehen sie das grosse Potential das man mit einer Flasche Bier drei oder mehr Euro Umsatz im Einzelhandel machen kann, also eine Traummarge pro Flasche. Was Solls, für die Bekanntmachung neuer Bierstile (in Deutschland kennt man ja traditionell nur Lager und Weizen, vielleicht noch Kölsch und Altbier) ist es ja förderlich, bei deren Marktmacht und Marketing Budgets. Irgendwie mischen Sie heute alle schon mit: die Radeberger Gruppe mit Braufactum,  Anheuser InBev mit Beck’s Pale Ale usw., Bitburger mit Craftwerk, Warsteiner hat auch schon was am Start und Carlsberg vertreibt u.a. Brooklyn Brewery. Nur um mal ein paar Beispiele zu nennen.
Grundsätzlich ist mir eigentlich Jacke wer das Bier gebraut hat. Mich interessieren zwei Kriterien:   der Geschmack und das Preis/Leistung Verhältnis. Und da sind wir am Punkt: beides variiert momentan extrem und man muss höllisch aufpassen das man sich nicht irgend einen total überteuerten Scheiss andrehen lässt. So ein typisches Beispiel finde ich hier zu Lande immer wieder im Lager Bereich: habe jetzt des Öfteren Pilsner von kleinen Kraft Brauern gehabt, die zwar sehr gut gemacht waren, allerdings erschliesst es sich mir nicht ganz, warum ich für die dann drei Euro pro Flasche bezahlen soll, wenn eine lokale Traditionsbrauerei, deren Bier ich über den örtlichen Einzelhandel beziehen kann, ein mindestens genauso gutes Pilsner macht, das aber nur 80 Cent kostet. Also immer Augen auf beim Eier kauf.
Zurück zu dem entdeckten Online Händler. Ich habe mir 26 Biere, die ich noch nie zuvor getrunken habe ausgewählt und Bestellt.  Dann hab ich die alle verkostet. Drei waren eine Offenbarung, fünf weitere waren gut aber man muss die sich jetzt nicht explizit besorgen weil sich der logistische bzw. Finanzielle Aufwand nicht lohnt. Der Rest war irgendwo von scheisse langweilig bis Frechheit,  so viel Geld für so einen Mist zu verlangen.  O.k., über Geschmack lässt sich ja nicht streiten, über Preis / Leistung aber schon. Nachfolgend die Ergebnisse (es sind nur 25 aufgelistet, das 26. Hab ich nicht mehr in meinen Notizen gefunden, von dem her geh ich davon aus, das es unspektakulär war, weil extrem gute wie auch extrem schlechte Biere brennen sich in mein Hirn…)

Die Offenbarung:
  • Lemke Berlin: India Pale Ale. Der Hammer. Kannte die Brauerei vorher gar nicht obwohl das Brauhaus schon seit 1999 in Berlin existiert. Habe dann gesehen, dass die einen eigenen Webshop haben und natürlich gleich mal bestellt. Das Bier ist äusserst facettenreich aber harmonisch abgestimmt. Eines der besten IPA’s aus Deutschland die ich je hatte!
  • Lemke Berlin: 030 Berlin Pale Ale: auch ein Hammer. Frucht, Süsse und Bitter sind sehr ausgewogen. Ist ideal zum zechen (nur 5% ABV). Ist eigentlich eine Schande das die seit 1999 existieren und ich lerne sie erst 2016 kennen. Klare Sache, kauf ich wieder!
  • Brewbaker: Berlin IPA. Auch geil! Kannte die Brauerei auch nicht und sie kommt auch aus Berlin und ist seit 2005 am Start. (Ich glaube ich sollte mal wieder nach Berlin reisen)

Die Guten (aber es ist nicht wert sich für deren Beschaffung ein Bein rauszureissen)
  • Brewbaker: Bellvue Pils.. Sehr gut gemachtes Pilsner, gibt’s nix zu rütteln. Allerdings ist das so ein Beispiel: das für 2.29 Euro zu kaufen lohnt nicht, da viele alteingesessene lokale Brauereien so was an den Start bringen, allerdings für unter einen Euro die Flasche.
  • Giesinger : Wheat Stout. Sehr gut gemachtes dry Stout. Aber sicher keine 2.99 Euro wert…
  • Brauerei Zwönitz: India Pale Ale. Schmeckt ausgewogen. Kann man nicht meckern und durchaus mal 2,39 Euro für hinblättern.
  • Distelhäuser Brauwerkstatt: Lucky Hop IPA. Auch gut, ist die 2,59 Euro sicher wert.
  • Distelhäuser Brauwerkstatt: Loch Ness / classic Stout. Kaffee trifft Zartbitterschokolade. Sehr gutes Dry Stout, 2.59 Euro sind gerechtfertigt.

Von den Langweilenden bis zu den Frechheiten: Wenn man die nachfolgenden aufgelisteten nicht probiert hat, hat man nichts verpasst. Einige sind noch ganz gut trinkbar (die „Langweiligen“), andere sind echt  übelst (die „Frechheiten“). Ich verzichte hier mal auf eine Einzel Beurteilung. Was alle gemeinsam habe? Sie sind ihr Geld nicht wert (nochmals: Geschmack ist individuell, d.h. mir schmecken Sie nicht bzw. finde ich sie überteuert. Es wird ja wahrscheinlich einen Markt dafür geben, ich gehöre nicht dazu…). In Klammern habe ich immer den Preis geschrieben, den Bierselect (der Versender) dafür will.
  • Giesinger: Doppel Alt, also eine „Sicke“ (2.99 Euro)
  • Giesinger: Baltic Rye Porter (2.99 Euro)
  • Hütt Brauerei: Craft Edition Äquator Bier, laut Brauerei ein IPA (2.49 Euro)
  • Bier Fabrik Berlin: Wedding Pale Ale, soll auch ein IPA sein (2.99 Euro)
  • Bier Fabrik Berlin: Pale Ale (2.59 Euro)
  • Giesinger Dunkel (2.19 Euro)
  • Hopper Bräu: Amerikanischer Traum IPA (2.49 Euro)
  • Maisel & Friends Pale Ale (2.09 Euro)
  • Klüvers Küstenbier : Röker, ein Rauchbier (1.89)
  • Brauerei Zwönitz: Stout (2.39 Euro)
  • BRLO Craft Beer: Pale Ale (2.59 Euro)
  • Kreativbrauerei Kehrwieder: SHIPA Hallertauer Blanc (IPA) (2.99 Euro)
  • Härke Craft Beer: Amber Ale (2.09 Euro)
  • Kreativbrauerei Kehrwieder: Prototyp, ist ein „IPL“, also eine hopfengestopftes Lager (2.89 Euro)
  • Distelhäuser: Black Pearls Classic Porter (2.59 Euro)
  • BRLO Craft Beer: Porter (2.69 Euro)
  • Brauerei Zwönitz: Rauchbier (2.39 Euro)

Fazit: Erfahrung ist wichtig! Es reicht nicht sich irgendwo in eine Brauerei zu stellen und mal loszulegen. Die beiden Brauer deren Biere hier von mir den Titel „Offenbarung“ erhalten haben sind für deutsche Verhältnisse schon lange im „Craft Bier Geschäft“: Lemke Berlin (1999) und Brewbaker Berlin (2005). Hinter beiden steht auch die Kategorie „Freak“ (s.o.). Also, der geilste scheiss kommt von Freaks mit Erfahrung, mich wundert das nicht.
In diesem Sinne

Eurer hophead

Sunday, April 17, 2016

Bier Laden

Mittlerweile ist ja das Craft Beer Thema in Mitteleuropa so angekommen, das immer mehr Bier Läden eröffnen. Also Shops vor Ort, die sich auf eine umfangreiche Auswahl von Craft Bieren spezialisieren. So in etwas nach demselben Muster wie es auch Wein Handlungen gibt. Da ich am Ende von Deutschland wohne sieht das in meiner Stadt ziemlich mau aus. Zuerst entsteht so was natürlich in Metro Regionen wie Berlin, Hamburg, München, etc. und wenn es dort erfolgreich ist erreicht es auch irgendwann die Peripherie.   Da ich sehr nah an der Grenze zur Schweiz wohne, habe ich Natürlich Zugang zu solchen Spezial Geschäften dort, allerdings herrscht dort ein ganz anderes Preis Niveau als in Deutschland und ich habe natürlich auch noch das Problem, dass ich den Stoff über die Grenze schaffen muss. Also beziehe ich seit Jahren mein Bier primär via Online Handel. Da ich jetzt auch nicht der Typ bin der Beratung braucht (…bin ehr der Typ der berät…) fahre ich auch gut damit. Allerdings habe ich auch schon mit dem Gedanken gespielt, selbst einen Laden zu eröffnen. Allerdings hielt mich bisher die Arbeitsintensivität, gepaart mit der Tatsache dass da sowieso nicht wirklich das grosse Geld verdient wird, davon ab.
Im November 2015 hat in Freiburg i.Br. (weit unter 100 km von meinem Wohnort entfernt) ein Enthusiastischer Belgier einen kleinen Laden eröffnet: die Bierhandlung. Neulich habe ich mal die Gelegenheit genutzt, dem Laden einen Besuch abzustatten und mir ein Bild zu machen. Der Laden ist ca. 5 auf 5 Meter gross und ca. 100 verschiedene Biere  auf selbstgebautem Mobiliar fein Säuberlich aufgereiht. Der Laden wirkt recht „alternativ“ passt aber voll und ganz in das Viertel in dem er sich befindet und ich finde ihn eigentlich auch ganz hübsch. Das Sortiment ist ganz umfangreich, allerdings fehlen die kreativen Skandinavier wie Mikkeller, To Øl, Evil Twin, Nøgne Ø, etc, aber auch die grossen Amerikaner (ok, die sind schwer zu bekommen…) sind nicht vorhanden. Im Laden war nur die Frau des Besitzers, die meine Frage nach den fehlenden innovativen Europäern (und auch Amerikaner) damit mit beantwortete, das man erst mal die Importeure finden müsste (ok, wenn man die finden will, findet man sie auch…). Insgesamt war sie recht kompetent und wir haben uns lange angeregt unterhalten. Der Laden hat auch eine grosse Auswahl an belgischen Bieren (klar, der Besitzer ist Belgier…). Allerdings merkte man der Dame im Laden an, das ihr Bier Geschmack sehr Belgien lastig ist. Sie kam immer wieder auf das Regal der Belgier zurück um was zu empfehlen obwohl meine Präferenz ehr bei den englisch inspirierten neuen amerikanischen Styles liegt (was ich sie auch wissen liess). Das ein oder andere Mal hat sie sich auch negativ eben über die über die Tatsache geäussert, warum immer alle so auf das „amerikanische“  stünden oder auch das sie den Begriff Craft und das damit verbunden Lebensgefühl nicht mag (bildlich meinte sie die Tätowierten, vollbärtigen Craft Brauer die überall mit einem fancy Bier-Glas in der Hand in eine Kamera grinsen). Mir ist das ehr wurscht. Ich beurteile den Geschmack. Und da kommt der richtig gute Stoff halt aus USA und Nordeuropa und tätowierte vollbärtige und gepiercte Männer sind halt aktuell der Zeitgeist…
Was mich auch sehr verwunderte war die Preisgestaltung. Es gab kaum Biere unter 3 Euro. Das meiste war so ab 3.50 aufwärts. Das hätte ich nicht gedacht. Aber das ist auch noch ein bisschen ein Branchen Problem, die Preise variieren sehr. Man kann das Gleiche Bier je nach Shop zwischen 1.70 und 3.90 bekommen. Da gilt „Augen auf beim Eier kauf“. 
Ich habe auch gefragt was denn so am besten läuft und die Antwort war „Locals“ und Belgier. Beides jetzt nicht verwunderlich: Lokalität ist ja sowieso der Bedarf der Stunde und belgisch erschliesst sich mir auch da die Verkäufer eine ausgereifte Passion für diese Biere haben. Allerdings hab ich aus dem „Lokale Brauer sind am gefragtesten!“ gleich einmal  abgeleitet, dass ich mit so nem Laden nicht glücklich werde würde, da mir die Lokalen schnell Langweilig würden und die bei Erfolg sowieso im örtlichen Getränke Markt erscheinen werden.
Insgesamt gab es nicht viel was ich noch nicht kannte, habe aber das ein oder andere gefunden was ich mitgenommen und verkostet habe.
  • Die erste Entdeckung war dann ein Local: Fresh Daisy von Malt&Hops. Dahinter stehen zwei Freiburger Freaks aus der Homebrew Szene, die Ihre Biere „daheim“ entwickeln und sie dann bei der Löwenbräu in Bräunlingen brauen lassen. Diese hier ist ein Pale Ale mit 5.8% ABV, welches mit Columbus und Citra gehopft wurde. Sehr gut gemacht! Hat diese grasigen Noten die ich so liebe. Also davon kann man sich durchaus öfter eines gönnen.
  • Das zweite Bier war dann auch von Malt&Hops: Black Lily, ein Black IPA, 6.2% ABV, mit Amarillo, Columbus und Simcoe gehopft. Das war dann schon nicht mehr so der Bringer. Im Aroma kommt eine Starke Banane Note durch, allerdings im Geschmack überlagern die Röstaromen das Potential das der Hopfen liefern könnte. Für mich nicht harmonisch genug. Würd ich nicht nochmals kaufen.
  • Jrön, ein Gemeinschaftssud gebraut von der Kreativbrauerei Kehrwieder (Oliver Wesseloh) und der Düsseldorfer Tradtionsbrauerei Uerige. Nennt sich „Grünhopfen Sticke“. Sticke ist ein stärker ein gebrautes Alt Bier. Wir haben hier also ein Alt mit hoher Stammwürze das mit erntefrischen Dolden gehopft wurde (Günhopfen). Das Bier ist recht Facetten reich: Röstmalze, Kaffeenoten, leichte Säure und Bitter im Abgang. Zu erwähnen ist ausserdem die aussergewöhnliche Flasche: Bügelverschluss und dennoch Long Neck. Der „Uerige“ Schriftzug ist reliefartig ins Glas gearbeitet und das Etikett sieht auch gut aus. Hab es bis jetzt nicht übers Herz gebracht die leere Flasche zu entsorgen (…auch wenn ich nicht weiss was ich mit dem Staubfänger soll…)
  • Frischer Traum: ebenfalls ein  collaboration Brew  zwischen Kreativbrauerei Kehrwieder und dem Riedenburger Brauhaus. Ein Pale Ale, 5.7% ABV mit erntefrischem Bio Cascade Hopfen gebraut. Für mich ein bisschen zu eindimensional, zu Bitter bei zu wenig Frucht. Vielleicht war es auch schon zu alt (6 Monate). Grün Hopfen Biere muss man Frisch trinken (eigentlich alles stark gehopfte, denn der baut schnell ab). Bei dem Bier würd ich es mal so ausdrücken: wenn man es nicht hatte, hat man auch nix verpasst…
  • Schoppe Bräu Flower Power Session IPA, 4.7% ABV. Thorsten Schoppe ist ein Berliner Brauer und ein Urgestein in der deutschen Craft Bier Szene. Er Braut schon spannendes seit irgendwann am Anfang dieses Jahrtausends. Auch wenn mich die Chefin im Laden gewarnt hatte das Bier fände sie zu langweilig, so konnte sie mich dennoch nicht davon abhalten, es zu kaufen…leider hatte sie recht. Es ist Langweilig und sein Geld nicht wert…   

Als Fazit des Besuchs hab ich eigentlich gezogen, das ich nicht in der Zielgruppe bin. Dieser Laden spricht ehr Kundschaft an, die noch mal schnell ein paar Biere für den Abend holen, aber ehr nicht mit 24 Flaschen daraus laufen. Für mich persönlich eignet sich der Internethandel erheblich besser, da ich eine viel grössere Auswahl und wesentlich günstigere Preise habe, gepaart mit der Tatsache, dass ich meine Arsch nirgends hinbewegen muss, weil mir der Stoff heim geliefert wird. Bin mal gespannt wie sich in Zukunft der Markt weiter entwickelt und oa sich solche Läden halten können oder ob die wieder verschwinden. Wir werden sehen. Allerdings können sie sehr gut dazu beitragen, das Thema weiter publik zu machen. Deswegen freu ich mich über jeden weiteren der aufmacht.
In diesem Sinne
Euer hophead

Tuesday, March 22, 2016

Anchor Brewing Company

Frederick Louis "Fritz" Maytag III wird heute als einer der Väter, wenn nicht sogar als DER Vater  der amerikanischen Microbrewery  bzw. Craft Beer Szene gesehen.  Er hat eine ganze Generation von Craft Brauern nachhaltig inspiriert. Wie kam es dazu? Im Jahre 1965 sass der 28 jährige Fritz mal wieder an der Bar seiner Stamm Pizzeria in San Francisco und trank sein Lieblings Bier. Der Wirt sagte irgendwann zu ihm, dass er noch ein paar Tage Zeit hätte diese Bier zu trinken, denn die Brauerei sei pleite und würde kommenden Freitag schliessen. Fritz bezahlte und machte sich direkt auf den Weg zur Anchor Brewing Company, die sich ein paar Blocks weiter befand. Er sprach mit den Besitzern und entschied noch am selben Tag die Brauerei zu kaufen und somit vor der Schliessung zu retten. Folgende Umstände begünstigten dieses Unterfangen: Fritz befand sich zu der Zeit sowieso auf der Suche was er sinnvolles aus seinem Leben machen könnte und auf der anderen Seite hatte er das entsprechende Kapital zur Verfügung da er aus der amerikanischen Waschmaschinen Dynastie Maytag stammt. Er verkaufte seine Aktien Anteile an der Maytag Inc. und investierte das Geld in die Brauerei.
Was machte Anchor so besonders?  Die Brauerei wurde 1896 von einem deutschen Einwanderer gegründet und braute damals ein in Kalifornien sehr populäres Bier das heute als eigener kalifornischer Stil betrachtet wird: das Steam Beer. Dabei handelt es sich um einen Hybrid, bei dem Lager Hefe (untergärige Hefe)  verwendet aber bei Ale üblichen Temperaturen vergoren wird (Lager wird normalerweise kalt vergoren). Das gibt ein recht Charaktervolles Bier. Der Stiel wir heute als California Common Beer bezeichnet und erfreut sich im heutigen Craft Beer Zeitalter in Kalifornien wieder zunehmender Beliebtheit.  Auf jeden Fall war die Brauerei recht erfolgreich bis 1919 die Prohibition in Kraft trat. Es ist nicht übermittelt was die Brauerei bis Ende der Prohibition (1932) machte allerdings nahm sie die Brautätigkeit wieder auf. Nach dem 2. Weltkrieg begann dann die Industrialisierung im Brauerei Gewerbe, angeführt von den „Anheuser- Busch’s“, „Miller‘s“ und „Coor’s“ Amerikas. Es wurde auf rundgelutschte Lagerbiere (Massen Markt tauglich) zu günstigen Preisen gesetzt. Da waren die Grossen natürlich im Vorteil und kleiner Brauereien hatten es schwer da mitzuhalten und standen in der Folgezeit oft vor dem aus. Bei Anchor war es dann 1959 zum ersten Mal soweit und die Brauerei schloss für ein Jahr, wurde dann aber von neuen Besitzern wieder eröffnet. Die hatten es nicht wirklich im Griff und produzierten des Öfteren,  Aufgrund von Unkenntnis, veralteten Anlagen und mangelnder Hygiene,  Bier von unterschiedlicher Qualität. Das brachte der Brauerei dann den Ruf ein, saure und schlechte Biere zu produzieren und führte im Jahr 1965 nahezu zum aus…
…wäre da eben nicht dieser Fritz Maytag daher gekommen. Allerdings war es jetzt mit Fritz Geld und seinem Mut alleine noch nicht getan. Er musste erst das Brauen erlernen und auch verstehen, wo genau die Fehler lagen. Als Resultat setzte er auf ein qualitatives hochwertiges Produkt, gebraut  mit Besten Zutaten (die Mega-Brauer verwenden z.B. viel Mais, Anchor setzt stattdessen auf Gerste). Fritz erkannte dass er sowieso preislich mit den Mega-Brauereien nicht mithalten konnte. Also musste sein Bier einfach besser (Charakter voller)sein, dann waren die Leute auch bereit mehr zu bezahlen.
1971 war es dann so weit: Anchor kam mit einem California Common Beer namens Anchor Steam Beer, abgefüllt in Flaschen, auf den Markt (ab 69 gab es das Bier schon im Fass). Dieses Bier ist bis heute der Bestseller der Brauerei. Ausserdem unternahm Fritz in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre „Exkursionen“  nach U.K. und spürte dort alte, traditionelle britische Braustile, wie Porter, Barley Wine und IPA auf. Basierend auf den Entdeckungen wurden dann bei Anchor neue Biere entwickelt und so kamen dann 1972 das  Anchor Porter (1974 erstmals in Flaschen), sowie 1975 das Liberty Ale und das Old Foghorn (Barley Wine, erstmals 1976 in Flaschen) auf den Markt.  All Diese Biere sind nach wie vor erhältlich. Auch wenn sie längst nicht mehr als spektakulär wahr genommen werden, waren sie in den 70er Jahren aber auf dem US Markt revolutionär und inspirierten die Homebrewing Szene, die 1979 startete, nachhaltig (bis 79 war es in USA nicht legal privat zu brauen, unter Präsident Carter wurde das geändert.  In den folgenden Jahrzehnten wurden dann zusätzlich auch noch saisonal verschiedene neue Biere angeboten. 2010 verkaufte Fritz Maytag die Brauerei an zwei ehemalige Top Manager von „Sky Vodka“, die sich aber erklärten, sie wollen grundsätzlich das Business Modell der Brauerei beibehalten. Anchor brachte in den letzten Jahren noch neue Biere wie Breckle's Brown (2010), Anchor Lager (2012) oder Anchor IPA (2014, das erste „offizielle“ IPA der Brauerei) an den Start.
Ich hab mich mal durch einen Querschnitt der Biere von Anchor durch „verkostet“, nachfolgend meine Ergebnisse:
  • Anchor Steam Beer, 4.9% ABV: gehopft mit Nothern Brewer. Diese Bier ist das Flagship der Brauerei. Der Stil wird heute als „Calaifornia Common“ bezeichnet und erlebt derzeit eine kleine Renaissance an der US Westküste. Es ist ein traditioneller Typ, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Kalifornien zur Zeit des Goldrushs entstand. Um die Zeit kamen die modernen Lager Biere von Europa nach Amerika und fingen ebenfalls dort an die Ales zu verdrängen. Das Problem aber war, das man für untergärige Biere (Lager) tiefere Temperaturen zur Vergärung braucht. Die sind von Hause aus recht selten in Kalifornien und künstliche Kühlung war (noch) nicht vorhanden. Folglich ist dieser Hybrid entstanden: es wird untergärige (Lager) Hefe verwendet aber bei Ale üblichen Temperaturen vergoren. Dieser Stil war bis zur Amerikanischen Prohibition äussert populär in Kalifornien und so war es auch das erste Bier, das Anchor 1896 bei der Eröffnung präsentierte. Mit Beginn der Prohibition verschwand dann auch „California Common“ mehr oder weniger in der Versenkung. Fritz Maytag reanimierte den Stil dann nach Übernahme der Brauerei und kam 1971 mit der ersten Flaschen abgefüllten Version auf den Markt. Eben dieses Bier ist bis heute so erhältlich. Das Bier schmeckt sehr vollmundig, nach Malz und Karamell und hat eine angenehme bittere im Abgang.
  • Anchor Porter, 5.6% ABV: 1972 erstmals gebraut, 1974 die erste in Flaschen abgefüllte Version. Aroma von Kaffee und Schokolade, im Körper kommt dann eine leichte Säuere durch wie man sie von britischen Portern eigentlich nicht kennt und der Abgang ist es dezent Bitter. Ein gut gemachtes Porter, das man sich schon mal gönnen kann.
  • Liberty Ale, 5.9% ABV: erstmalig 1975. Das ist ein Stück Historie: das erste Hopfen gestopfte (kalt gehopfte) Bier der amerikanischen Post-Prohibition Zeit! Das war eine Revolution. Spätestens damit war die Revolution endgültig gestartet und der Rest ist Geschichte!  Es wird heute als American Pale Ale eingestuft aber im eigentlichen Sinne war es ein IPA, weil klassisch britische Pale Ales nicht hopfengestopft wurden. Die Kalthopfung hat im Prinzip aus einem Pale Ale ein IPA gemacht. Heute ist es aber so, das West Coast IPAs normalerweise mehr Alkohol enthalten und noch stärker gehopft werden und auch viel fruchtiger sind als dieses hier. Deshalb passt die heutige Klassifizierung als American Pale Ale schon. Das Bier ist ganz lecker und sollte schon allein aus historischer Sicht mal getrunken werden. Allerdings finde ich den Meilenstein der Sierra Nevada Brewery, das „Pale Ale“, das auch schon 1981, inspiriert durch Liberty Ale, von Ken Grossmann kreiert wurde und immer noch ein Bestseller ist, noch beeindruckender. Das gehört bis heute zu meinen Lieblingsbieren.
  • Anchor Old Foghorn Barleywine Ale, 9.4% ABV: erstmals gebraut 1975 und seit 1976 in Flaschen erhältlich. Noch so ein Meilenstein, ist es doch das erste moderne Barley Wine der USA und hat ebenfalls viele Brauer inspiriert. Barley Wine („Gersten Wein“) ist ein traditioneller britischer Braustil der angeblich irgendwann entstand als England mal wieder mit Frankreich oder Spanien oder irgend einer anderen Wein liefernden Nation auf Kriegsfuss stand um den Ausfall von Wein Lieferungen zu kompensieren. Ob die Anekdote wirklich stimmt ist mir nicht bekannt aber die Story gefällt mir…auf jeden Fall wird der Sud mit hoher Stammwürze eingebraut und dann zu einen sehr starken Ale vergoren das durchaus geschmacklich an Wein erinnern kann.  Dieses Bier hier beginnt mit einer alkoholischen Süsse und endet in einem angenehmen, dezent bitteren Abgang. Es ist sehr vollmundig aber irgendwie auch gefährlich süffig für den hohen Alkohol Gehalt. Es ist bei Ratebeer Anchors best bewertete Bier (99 von 100). Das Perfekte Kamin Bier das man genüsslich aus einem Pokal schlürfen sollte.
  • Anchor Brekle’s Brown, 6% ABV: Ein Brown Ale, das mit Citra gehopft und hopfengestopft wurde.  2010 zum ersten Mal gebraut und 2011 dann als Flaschen Version erschienen. Also eines von den moderneren, die wahrscheinlich einfach gemacht werden müssen weil es sonst schwer auf dem US Markt wird, wenn man ausschliesslich von der Substanz leben will. Der Einstig ist schokoladig, der Körper vollmundig. Im Abgang kommt dann die bittere des Hopfens durch. Ganz gut gemacht, mir schmeckt’s.
  • Anchor California Lager, 4,9%: Kategorisiert als „Premium Lager“. Ein 2012 erstmalig gebrautes Lager Bier mit einem traditionellem Hintergrund: Der verwendete Hopfen namens „Cluster“ kommt von einem alten kalifornischen Stamm und sorgt für einen einzigartigen Geschmack. Es stemmt sich klar gegen das allgemeine Verständnis von US Lagern. Es ist sehr vollmundig, malzig und hopfig. Im positiven Sinne sehr ungewöhnlich für ein Lager. Macht Spass und ist es allemal wert probiert zu werden wenn man so dran läuft…
  • Anchor IPA, 6.5% ABV. Das jüngste der dauerhaft ins Portfolio aufgenommen Biere der Brauerei und auch gleichzeitig das erste „offizielle“ IPA von Anchor.  Es ist gut trinkbar und ein typischer Vertreter eines West Coast IPAs, weltbewegend isse allerdings nicht. Das bekommen heute auch schon viele Brauer in Mitteleuropa hin.

Zusammenfassend sei zu sagen, das Anchor sicher heute noch gute Biere macht, Innovationen kommen indes nicht mehr aus diesem Hause. Interessant ist die Entwicklung die man im Craft Beer Markt feststellten kann, wenn man Anchor’s  70er Jahre Biere mit heutigen Stil Vertretern vergleicht: Waren Sie damals regelrecht revolutionär, so sind sie heute längst nichts aussergewöhnliches mehr. Klar, wenn man sie mit US „Piss“- Lagern der Mega Brauereien vergleicht, sind sie grossartig, aber es gibt längst viel beeindruckendere Biere am Markt. Ich hoffe trotzdem das die Brauerei noch lange Bestand hat, da sie die Mutter einer Bierrevolution ist, die in den 1970er in USA startete, sich auf die der ganzen Welt ausbreitete und bis heute Anhält.
In diesem Sinne

Eurer hophead

Sunday, February 28, 2016

Brett

In der Moderneren Braugeschichte (irgendwo so ab Hälfte des 19. Jahrhundert) unterscheiden Brauer primär zwischen  zwei Hefen: Obergärige (Saccharomyces cerevisiae) und Untergärige (Saccharomyces carlsbergensis). Der Name ober- bzw. untergärig kommt daher, wo sich die Hefen nach der Gärung befinden: entweder steigt sie nach „oben“ oder sie setzen sich nach „unten“ ab. Obergärige Hefen produzieren mehr Fruchtester was dann in einem fruchtigeren Geschmack von obergärigem gegenüber untergärigem Bier resultiert. Bin mir auch sicher, das würden einem in Deutschland 99% der Brauer so erklären und im Glauben lassen, mehr gibts nicht…Was man im deutsch-sprachigen raum vernachlässigt ist die spontan Gärung. Der Grund dafür ist, dass diese in den typischen deutschen Brau-Stilen nicht gewollt ist und sogenannte Fehlgeschmäcke hervorruft. Aus diesem Grunde achtet der der Brauer von ober- und untergärigen Bieren penibel auf Hygiene um auszuschliessen, dass Wilde Hefen in seiner Gärung eine Rolle spielen.  Vor hunderten von Jahren allerdings, als man noch nicht wusste wodurch die Gärung hervorgerufen wird, haben Brauer ihre Würze offen stehen lassen und wie durch ein Wunder war es irgendwann alkoholisch…Allerdings hatte man so auch keinen Einfluss auf die Gärung. Mit dem zunehmenden Wissen über Hefe wurde spontan Vergärung immer unpopulärer da sie nicht wirklich kontrollierbar ist.
Allerdings blieb die Tradition der spontan Gärung  in Belgien bis heute erhalten, speziell in der Umgebung um Brüssel (Senne Tal) gibt es ein paar Styles die nach wie vor auf Spontan Vergärung setzen. Primär ist das das Lambic. Die Würze dafür wird aus Wasser, Gerstenmalz, ungemälztem Weizen (min 30%) und Hopfen eingebraut. Nach Abschluss wird aber keine Hefe manuell zugeführt sondern die Würze in offenen Eiche oder Kastanien Bottichen gefüllt. Dann wartet man bis sich das Gebräu mit wilden Hefen „infiziert“ und dadurch vergärt. Diese Hefen nennt man Brettanomyces Bruxellensis oder auch Brettanomyces Lambicus. Die Gärung ist nicht beeinflussbar und kann Monate dauern. Danach reifen Sie weitere ein bis drei Jahre in Holzfässern und werden dann weiter verarbeitet z.B. zu Geuze, Faro oder Fruchtbiere wie Kriek oder Framboise. Neben den wilden Hefen spielen bei diesen sehr traditionellen Bieren u.a. auch Milchsäure Bakterien eine Rolle. Die Biere haben einen säuerlichen Charakter weshalb man sie auch als Sour Ale klassifiziert. Diese Biere sind geschmacklich sehr komplex und überfordern viele Biertrinker. Während klassische ober- und untergärige Biere sicher die weitaus höhere drinkabilty haben, sind die spontan vergorenen ehr was für „Freaks“ (…ich kenne nicht viele die bekennende Liebhaber sind). Wenn man aber bereit ist sich drauf  einzulassen und ein wenig trainiert, dann erweitert es den Horizont des Bier Geschmack um einiges.
In den letzten Jahren erfreut sich jetzt die Spontan Vergärung zunehmender Beliebtheit bei Craft Brauern, vor allem in den USA, aber auch in Skandinavien und Norditalien. Ist es doch eine riesen Spielwiese mit viel Potential neues zu entdecken.  In dem Zusammenhang hat sich dann auch als Kurzform die Bezeichnung Brett für Brettanomyces etabliert (Brettanomyces Bruxellensis kann ja auch keine Sau aussprechen!). Da Brett‘s an vielen Orten der Welt vorkommen, lassen sie sich auch entsprechend nutzen. Es gibt Brauer die setzen ausschliesslich Bretts ein, andere arbeiten mit einer Kombination, d.h. der Würze wird Ale (obergärige) Hefe durch den Brauer zugeführt aber zusätzlich auf die Wilden Hefen gesetzt. Dabei kann man entweder den Bottich offen stehen lassen und auf sein Glück hoffen oder nachhelfen, indem man manuell Brett’s (sowie auch Milchsäure Bakterien) zuführt.
Der Einfluss der Hefen auf den Geschmack ist enorm und den meisten Biertrinkern nicht bewusst. Ein typisches Beispiel ist hier das Bayrische Weizenbier. Diese typischen Zitrus und Bananen Noten kommen von der Hefe und haben recht wenig mit dem Getreide zu tun. Wenn man z.B. eine Sud mit 100% Gerstenmalz ansetzt und dann aber mit typischen „Weizen Hefe“ vergärt, so würde der durchschnittliche Biertrinker sofort denken er hat ein Weizen vor sich. Wir stehen wir erst am Anfang der Möglichkeiten den Geschmack durch gezielten Einsatz von neuen Hefezüchtungen zu beeinflussen. Ich persönlich glaube dass da in den nächsten Jahrzehnten ähnliches passieren wird wie im Bereich Hopfen Neuzüchtungen in den letzten 30 Jahren. Ich Orakel jetzt mal, da werden wir echt noch was erleben…
Ich hab mich mal durch ein paar spontanvergorene Biere durchprobiert und nachfolgend meine Erfahrungen. Zunächst mal drei Biere von traditionellen belgischen Brauereien, danach drei von modernen innovativen Brauern ausserhalb Belgiens:
  • Lindemans Framboise Lambic Beer: 2.5% ABV. Dies ist ein typisches belgisches Frucht-Lambic. Als Grundlage dient ein junges (aber mindestens ein Jahr altes) Lambic, dem Himbeersaft (30%) zugeführt wird. Danach wird es in Flaschen abgefüllt und mit Champagnerkorken verschlossen, wo es dann eine zweite Gärung durchläuft. Durch die Zuführung von Saft wird ist es ehr süsslich. Beim ersten schnüffeln schiesst einem sofort der Himbeergeruch in die Nase! Bei längerem riechen kommt dann diese typische Sour Beer Note durch. Im Antrunk und Körper nimmt man eine spritzige, fruchtige Säure wahr. Im Abgang schliesslich kommt diese typische, ganz leichte Lambic Bitternote hervor. Frucht Lambics haben unter den Lambics die höchste drinkabilty und schmecken oft auch Menschen, die eigentlich kein Bier mögen. Dieses hier eignet sich als Aperitive oder spritziges Sommer Bier. Ich mag das eigentlich ganz gerne und hab immer ein paar Flaschen davon im Keller.
  • Boon Kriek Lambic: 4% ABV. Auch ein typisches belgisches Frucht-Lambic. Bei Diesem hier werden zu sechs Monate altem Lambic Bier Kirschen gegeben (25%). Der Unterschied des Boon Biers gegenüber dem Lindemans von oben ist, dass ganze Früchte anstatt nur Saft zugeführt und mitvergoren wird. Das sorgt dafür, dass es  trockener und weniger Süss ist. Bei diesem hier ist das Aroma von Kirsche dominant. Auch im Körper ist die Kirsche sehr präsent. Leichte  süsse ist vorhanden aber nicht dominant, es ist ehr eine milde, trockene Säure spürbar. Insgesamt sind auf Früchten vergorene Lambics komplexer als die mit „nur“ Saft, dafür ist die drinkabilty geringer.
  • Lindemans Gueuze (Lambic Beer): 5% ABV. Zunächst mal, was ist eine Gueuze (oder auch Geuze)? Für eine Geuze werden verschiedene Lambic Jahrgänge (in der Regel 1-3 Jahre alt) miteinander verschnitten und dann in Champagnerverkorkten Flaschen zweitvergoren. Bei klassischen Versionen wird kein zusätzlicher Zucker vor der Abfüllung zugeführt, bei modernen macht man es um die drinkabilty zu erhöhen. Oude Geuze darf es sich nur nennen, wenn ausschliesslich spontan vergorene Biere verschnitten werden. Auf jedenfalls sind diese Biere sehr karbonisiert und geprägt durch eine trockene Säure. Dieses hier verkostete ist basierend auf jüngeren Lambics (aber mindestens 1 Jahr alt) und hat Zucker zugesetzt bekommen bevor es in der Flasche zweitvergoren wurde. Der Geruch ist etwas säuerlich bis ins muffige gehend. Erinnert irgendwie an eine nasse Pferde Decke. Geschmacklich ist es dann süss/sauer und im Abgang erinnert es ein wenig an trockenen Sherry. Wie ich schon erwähnt habe, sind Geuze geschmacklich komplex. Dieses hier hat allerdings für eine Geuze eine hohe drinkability.  Ist aber sicher kein Bier das die Massen hinter dem Ofen hervorlockt. Auch mich reisst es nicht vom Hocker und wenn ich ab und zu Geuze Trinke, dann lieber gleich die klassische, trockene und hochkomplexe Oude Geuze.
  • Mikkeller Grassroots Wheat is the new Hops IPA (das heisst wirklich so…): 6%ABV. Es ist aus Gerstenmalz und unvermälztem Weizen gemacht und mit Citra und Centennial gehopft und hopfengestopft. Selbstverständlich mit Brett’s vergoren. Es entspricht ist von der Schüttung (eingesetztes Getreide) und der Vergärung einem Lambic ist aber vom Hopfen Einsatz her wie ein IPA. Vielleicht ein IL: India Lambic (Scherz…). Vom Geruch her denkt man sofort an ein IPA. Angenehm fruchtig. Der Geschmack allerdings ist jetzt nicht so meins. Primär Bitter, wenig Facetten. In einer Blindverkostung hätte ich es weder als IPA noch als Brett vergoren identifiziert. Einfach nur als ein Bitteres Bier. Schmeckt sehr eigen. Ich brauchs nicht noch mal.
  • TO ØL Sur Amarillo: 7.5% ABV. Sour Pale Ale aus Gerste, Weizen und Hafer das mit Amarillo Hopfengestopft wurde. Bei diesem Bier wird sowohl klassische Ale Hefe als auch Brett’s verwendet. Auch Milchsäure Bakterien sind im Spiel. TO ØL ist aus Dänemark und die Jungs dahinter haben inspiriert durch Mikkel Borg Bjergsø (der Mann hinter Mikkeller) Mitte des letzten Jahrzehnts das brauen angefangen und gehören heute sicher mit zu den innovativsten Brauern in Europa. Im Aroma dieses Bieres nimmt man etwas Frucht gepaart mit milder Säure war. Auch Getreide Noten sind klar erkennbar. Dann der erste Schluck: Alter! …Holy Shit ist das Sauer!!! Bei dem Bier wird mir schlagartig klar warum ich eigentlich kein so ein grosser Fan von Sour Beer bin. Das schmeckt als hätte jemand reinen Zitronensaft ins Bier gegossen und zwar viel zu viel! Ausser Säure nehm ich nix mehr war. Wer das mag kann auch gleich ein billiges Öttinger Weizen nehmen und ordentlich Zitronensaft rein Kippen. Geschmacklich sicher nicht gross anders aber wesentlich günstiger. Ok, fair bleiben. Gibt sicher ein Publikum dafür. Einigen wir uns mal auf „Interessant“…
  • TO ØL Nelson Survin: 9% ABV. Die Brauer nennen es ein Sour double IPA, ebenfalls gebraut wie das obere. Nur mit höherer Stammwürze und statt Amarillo wurde Nelson Survin zum hopfen und hopenstopfen verwendet. Es wurde ebenfalls mit obergäriger Ale Hefe und Bretts gearbeitet. Aroma enthält Zitrus und Banane, aber auch Getreide. Wirkt irgendwie frisch. Der Körper ist fein säuerlich und hat was von tropischen Früchten. Im Abgang hat es dann eine angenehme bittere die an Orangenschale erinnert, gepaart mit einer leicht holzigen aber auch schokoladigen Note. Diese Bier ist unglaublich vielschichtig (komplex)! Da gibt’s was zu entdecken. Das kann man sich durchaus mal gönnen.

Alles in Allem war das ein spannender Exkurs in eine abgefahrene Bier Welt. Für mich Persönlich werden mit Brett’s fermentierte Biere sicher nicht zu meinem favorisierten Alltagsgetränk, aber wenn man mal was anderes will und sich auf die Komplexität einlässt, kann man schon was erleben. Aber bisher haben mir die Belgischen Traditionalisten immer mehr gegeben als die modernen Varianten von Ausserhalb Belgiens. Denke aber da steckt Potential drin und in den nächsten Jahren (Jahrzehnten) wird da noch so einiges passieren. Um den Post mit einem Zitat von Mikkel Borg Bjergsø (der Mann hinter Mikkeller) zu beenden: „Spontaneously fermented beer is the most exciting and unique beer style to brew because so much is left to chance“
In diesem Sinne

Eurer hophead

Sunday, February 14, 2016

Brewdog’s Prototypen

Brewdog aus Schottland. Was haben die nicht schon alles beigetragen um die europäische Craft Beer Bewegung voran zu bringen. Die Brauerei wurde 2007 James Watt und Martin Dickie in Fraserburgh gegründet. Martin Dickie arbeitete zuvor für die englische Thornbridge Brauerei und war dort entscheidend für die Entwicklung von „Jaipur“, dem ersten IPA der Brauerei verantwortlich. Jaipur kam 2005 auf den Markt und ist immer noch erhältlich (nicht ganz mein Fall, da ein English IPA und ich mag ja bekanntlich American IPAs lieber). Auf jedenfalls ist Brewdog schnell gewachsen und hat es 2015 auf einen beachtlichen Ausstoss von 134 000 hl gebracht. Das ist schon bemerkenswert wenn man bedenkt das die nicht klassischen Mainstream (Industrie Bier Trinker) bedienen sondern haufenweise abgefahrene Biere machen, die auf dem europäischen Markt neu sind. Klar, man muss auch aufführen dass neben der Tatsache, dass Sie den richtigen Riecher für gutes Bier haben auch ihr Marketing ausserordentlich ist und wahrscheinlich weit mehr zum grossen, überregionalen Erfolg der Marke beiträgt, als die Tatsache, das sie geile Biere machen (es gibt auch andere grossartige Craft Beer Brauer in Europa, die aber kaum eine Sau kennt…). Vergleichbar gut im Bereich Marketing ist da in Europa sicher noch Mikkeller, der allerdings auf der einen Seite abgefahrenere Biere macht (oder anders ausgedrückt, Brewdog Biere haben oft eine höhere drinkabilty und sprechen grössere Massen an Konsumenten an) und auf der anderen Seite auch seine Biere teurer verkauft. Glaube das ist schon eine weitere Hemmschwelle ob ich nun 2.50 oder gleich 4 Euro für ein Bier Ausgebe. Brewdog basiert dann ausserdem noch auf einem Shareholder Prinzip, d.h. jeder kann Aktien des Unternehmens kaufen (werden aber an keiner Börse gehandelt, der Preis ist fix und liegt glaub ich bei 300 Euro oder Pounds pro Aktie). Die Kombination aus geilen Bieren und exzellentem Marketing (gepaart mit dem dadurch entstandenen Image des Brands) sorgen dafür dass sich die Aktien wie geschnitten Brot verkaufen und  der Brauerei genug in die Kasse spült um im grossen Stiele zu expandieren. Die Brauerei hat von Anfang an drauf gesetzt ein Image zu generieren das „Punks“ Biere für „Punks“ generieren. Interessanterweise funktioniert das nach wie vor, auch wenn ich es mittlerweile für etwas grenzwertig halte. Vielleicht sehe ich das auch  falsch aber für mich verträgt sich „Punk“ und „Kommerz“ nur begrenzt. Und ich würde sagen, Brewdog ist mittlerweile eine sehr kommerzielle Angelegenheit. Ist ja aber generell auch wurscht, solange sie geile Biere brauen, soll es mir recht sein.
Ein weiterer Grund für die Popularität von Brewdog ist sicher auch das Sie ihr eignes Pub-Konzept haben und Craft Beer Bars in U.K. und Kontinental Europa, sowie in Südamerika und Asien betreiben. Dort werden neben ihren eigenen Bieren auch ausgewählte Biere anderer Brauer angeboten. Auch ein Shop Konzept gehört zum Programm und wird kontinuierlich ausgebaut. In sozialen Netzwerken ist Brewdog  ebenfalls sehr präsent, so wird zum Beispiel regelmässig via Facebook abgestimmt, welche zutaten im nächsten Bier der „Mashtag“ Serie verwendet werden.
…und last but not least, was mich zu diesem Blog Post bewogen hat: Brewdogs Prototypen. Dabei handelt es sich um neue Biere die gegen Ende eines Jahres in limitierter Auflage gebraut und verkauft werden. Der Konsument hat dann anschliessend die Möglichkeit an einer Abstimmung auf der HP von Brewdog teilzunehmen und der Sieger wird dann in Portfolio aufgenommen. Manche als saisonale Spezialität oder als „Small Batch“, andere aber durchaus auch dauerhaft. Beispiele aus der Vergangenheit sind Jack Hammer (IPA) oder Cocoa Psycho (Imperial Stout). Beide endgeil, unbedingt probieren!  Ich hatte Gelegenheit die vier Prototypen 2015, welche Anfang Dezember auf den Markt kamen, zu bekommen und zu Probieren. Hier die Resultate:
  • Hopped up Brown Ale, 6.3% ABV, 85 IBU. Verarbeitet wurden die Hopfen Columbus, Simcoe, Cenntenial und Citra. Dunkel Braun, Aroma ist der Hammer. Eines von den Bieren, wo du nicht aufhören kannst deinen Riechkolben reinzuhängen! Frisch und fruchtig. Aber wie es dann oftmals ist: der Geschmack hält nicht annähernd, was der Geruch verspricht. Schmeckt irgendwie wie ein zu Bitter geratenes Porter. Müsste entweder viel weniger Bitter sein oder mehr Frucht haben. Meine Empfehlung bei dem Bier war dann schlussendlich: man sollte es bei dem Prototypen belassen.
  • Black IPA, 5.3% ABV /40 IBU, Simcoe ist der einzige verwendete Hopfen (also ein sogenanntes „Single Hop Black IPA“). Einstieg (Geruch) ist sehr angenehm. Wie ein Stout, nur fruchtiger. Geschmacklich ein sehr ähnliches Bild: schmeckt wie ein Stout aber bitterer und fruchtiger. Im Abgang trocken. Ganz gut gemacht. Vor allem wenn man bedenkt, dass es nur 5.3% Alkohol enthält.
  • Session IPL , 4.4% ABV / 20 IBU. 5 Hopfen Sorten: Chinook, Amarillo, Simcoe, Citra, Mosaik. Für die unter den Lesern, die nicht ganz so firm mit den Styles sind nochmal kurz was uns der Name in dem Fall verrät: „Session“ steht immer für Biere mit wenig Alkohol, also normalerweise unter 5%-4.5%, die sich dadurch zum Zechen (Bechern, Saufen, etc.) eignen weil man nicht gleich vom Stuhl kippt wenn man sich mal ein six-pack oder mehr in die Birne kloppt. IPL steht für „India Pale Lager“ und das bedeutet, ein kalt  gehopftes (Hopfen gestopftes), helles, untergäriges Bier (Analog zum IPA einem hopfen gestopftem, hellen, obergärigem Bier). Nun aber zum Geschmack: Der Geruch ist schon mal absolute Bombe! Besser noch, der Geschmack hält mindestens was der Einstieg verspricht: Sehr Fruchtig. Das ist mal ein Lager (bin eigentlich kein so‘n grosser Lager Trinker). Das macht Spass. Es hat diese typischen grasigen Noten die für hopfengestopfte Session Biere typisch sind (und die ich so geil finde), ist im Abgang bitter und trocken (typisch für ein Pilsner).Damit möchte ich Zechen! Daher hab ich sofort die verfügbaren Restbestände dieses Prototyps beim Händler meines Vertrauens aufgekauft…
  • Milk Stout, 4.8% ABV 30 IBU aus 8! Verschiedenen Malz Sorten und als Hopfen wurde Magnum und Sorachi Ace verwendet. Es ist ein Sweet Stout. Ich mag eigentlich Dry Stouts (auch Irish Stouts genannt) lieber. Dieses hier ist aber ganz gelungen, erinnert an Espresso mit Zucker und Zartbitter Schokolade. Ganz nett wenn man da jetzt so dran läuft, sehe aber keinen Grund das nochmals explizit zu bestellen. Meiner Meinung nach eignet sich prinzipiell Süsse ehr für Imperial Stouts mit hohem Alkohol Gehalt. Süsse Biere mit weniger als 5% Alkohol erinnern mich immer ein wenig an die widerlichen Biermischgetränke wo Sprite oder Cola mit Bier gepanscht wird. Bääääh. Mir kommt da sofort Ostdeutsches Porter in Sinn. So um die 4% ABV und klebrig süss. Denke wenn da ein Liebhaber britischen Porters dran läuft und sich aufgrund des Namens auf ein schönes Porter freut, verspürt er nach dem ersten Schluck erst mal Brechreiz. Ich probiere Porter schon gar nicht mehr wenn ich weiss das es aus Ostdeutschland kommt,  weil ich bisher alle nach dem ersten Schluck mit Hurra in Ausguss gegossen habe. Oder meiner Frau gegeben. Der haben die dann Geschmeckt (sie mag eigentlich kein Bier, das erklärt dann auch alles weitere…). O.k., ich schweife ab. Einigen wir uns mal da drauf: Super gemachtes Sweet Stout und absolut empfehlenswert für Leute die diesen Style mögen (hab die 2. Flasche die ich hatte mit einer Tafel Zartbitter Schokolade vertilgt, das war dann wirklich mal der Hammer!)

Bleibt noch die Frage, wie ging schlussendlich die Wahl aus? Das Milk Stout hat bei der Abstimmung 40% erhalten, Platz zwei ging mit 25% ans IPL und die anderen beiden  haben jeweils 17.5% erhalten. Das Milkstout wird jetzt als neuer „Headliner“ dauerhaft ins Sortiment aufgenommen und ist die Tage als „Jet Black Heart“ erschienen. Mein Favorit war klar das IPL, ob das aber nochmals aufgelegt wird entzieht sich meiner Kenntnis. Schade wärs, wenn nicht!
In diesem Sinne


Eurer hophead

Thursday, February 4, 2016

Der Stolz von London

So nannte man den Willen der Londoner Bevölkerung den deutschen Luftangriffen im zweiten Weltkrieg zu trotzen. Heute ist „London Pride“ weit mehr bekannt in Form des vorzeige Biers der Londoner Brauerei Fuller. Es wurde in den frühen 50ern des 20. Jahrhunderts erstmalig gebraut und nach eben diesem Stolz von London benannt.
Die Brauerei  Fuller wurde 1845 gegründet und befindet sich bis heute im Familienbesitz.  Der Jährliche Brauausstoss liegt bei ca. 250 000 hl. Das Logo von Fullers ist ein Greif (Adler Körper mit Löwenkopf) weshalb man sie auch „Griffin Brewery“ nennt.  Die Brauerei ist im Stadtteil Chiswick und das Bier ist sehr präsent in London. In Grossbritannien werden Pubs oft von Brauereien betrieben, bei Fuller sind es so um die 400 über ganz U.K. verteilt.
Fullers war einer der ersten Unterstützer von CAMRA. Die Campaign for real Ale wurde 1971 gegründet und verfolgt als Ziel den Erhalt traditioneller Brau- und Reifungsverfahren, sowie Zapftechniken. Ein Real Ale wird im Fass zweitvergoren, nicht Pasteurisiert und per „Pump Zapfanlage“ ausgeschenkt. Das wird dann oft als „Cask Conditioned Real Ale“ bezeichnet. Das Problem für uns Kontinental Europäer ist, das wird das oft als lauwarme Plörre  empfinden weil es wenig  Kohlensäure enthält und nur Keller kalt ist. Dieser Tatsache verdankt Britisches Bier oft den schlechten Ruf ausserhalb von UK (primär bei Industrie Lager Trinkern). Aber auch hier gibt es grosse Unterschiede des Gebräues. Ich hab in U.K. und auch in USA schon geschmacklich Grossartige Cask Conditioned Ales getrunken. Aber auch ich hadere oft mit dem Mundgefühl (wenig karbonisiert) und der Temperatur (piss warm). Aber man muss wissen (und respektieren) das diese klassischen Stile die Inspiration für das Craft Brauen in USA waren. Die Amis haben einfach diese Biere entstaubt und modernisiert indem sie sie mit Tonnen von hopfen gebraut, Karbonisiert und vor den trinken gekühlt haben. Das ist auch ehr mein Ding. Dennoch ist Fuller sehr brauchbar um herauszufinden wie die Ur-Stile mal waren (Pale Ale oder auch Bitter, IPA, Porter, Stout, etc.). Nicht umsonst ist Fuller die Brauerei die die meisten CAMRA Auszeichnungen erhalten hat. Ausserdem ist noch zu erwähnen dass jedes Jahr Vintage Ales mit sehr komplexem Geschmack abgefüllt werden, die Sich sehr gut zur mehr jährigen Lagerung eignen.
Hab mich mal für den Blog hier durch einige Biere aus dem Portfolio von Fullers gesoffen, nachfolgend die Beschreibungen:
  • London Pride: das wohl bekannteste und meist verbreitete Bier von Fuller ist ein Premium Bitter/ESB. U.a. ist es das meist importierte Bier aus U.K. in den USA. Das ist jetzt so ein Beispiel für so ein Referenz Bier für seinen Style. Es gibt es als nicht pasteurisierte Cask Variante mit 4.1% ABV sowie als pasteurisiertes Flaschen Bier mit 4.7% ABV. Basierend auf so was haben die Amerikaner dann ihre West Coast Pale Ales entwickelt. Ich trink das eigentlich ganz gerne mal. Da es weit in der Welt verbreitet ist, bekommt man es oft neben Guinness als  weitere Alternative zu den Standard Lagern wie Heineken, Carlsberg oder Beck’s.
  • Fuller‘s Honey Dew: ist ein Bio Golden Ale mit einer sehr hohen drinkability (5% ABV). Ich würde sagen das spricht Ale wie Lager Trinker in gleichem Masse an. Es erinnert mich ein wenig an Kölsch, ist aber etwas süsser im Körper und trockener im Abgang. Die süsse kommt von Brasilianischen Bio Honig der während des Brauvorgangs zugeführt wird. Es ist ein Modernes Ale für den Massenmarkt, aber durchaus Wert zu probieren.
  • Fuller’s India Pale Ale: 5.3% ABV. Wurde 2009 für verschiedene Export Märkte an den Start gebracht. Ist stark mit Goldings gehopft, neben Fuggles einer der beiden Traditions Hopfen in England. Hat eine hohe drinkability haut einen aber jetzt auch nicht unbedingt vom Sitz, bzw. die „West Coast“ varianten oder besser gesagt „American IPA“ sind mir da Lieber.
  • London Porter: meiner Meinung nach Fuller‘s bestes. Das Idealbild eines Porters. So muss ein klassisches Porter sein. Meines Wissens nach auch das höchst bewertete Bier von Fuller bei Ratebeer. Hat international diverse Preise abgegriffen. Die für Porter typischen Schokoladennoten kommen sowohl beim Aroma, als auch beim Geschmack raus. 5.4% ABV und mit Fuggles gehopft. Nach BJCP 2008 ein Brown Porter, nach der neuen 2015er Version ein English Porter. Wer wissen will wie ein klassisches Porter schmecken soll, muss sich das reinpfeifen!
  • Fuller’s Old Winter Ale: ist ein Amber farbenes English Strong Ale mit 5.3% ABV und ziemlich Neu. süsslich/nussiger Geschmack, mit Hopfen Sorten Challanger und Northdown gemacht. Unheimlich süffig! Hab es im Rahmen dieses Blogs erstmalig probiert und hab mir gleich danach einen kleinen Vorrat in den Keller gelegt
  • Fullers London Black Cab Stout: klassisches Stout mit 4.5% ABV. Im Geruch und Geschmack ist Espresso sowie starke Röstaromen wahrnehmbar. Ausserdem ist es recht trocken im Abgang. Nach dem BJCP Style guide2008 würde man es als dry Stout einstufen, in der 2015 wäre es wohl ein Irish Stout, (auch wenn’s aus London kommt;-)
  • Fuller’s Wild River: ist ein doppelt gehopftes pale Ale und wird daher stilistisch als American Pale Ale bezeichnet. Es hat 4.5% ABV und wird mit Liberty, Willamate, Casude und Chinook gehopft. Mir persönlich nicht ausgewogen genug da bitter überwiegt. Es fehlt die typische Fruchtigkeit, die man bei West Coast Pale Ales findet.

Alles in allem handwerklich sehr gut gemachte Biere aus einer Traditionsbrauerei in London. Für mich als Style Freak ist Fuller natürlich Gold wert, da Sie etliche typische Vertreter für klassische britische Bier Stile im Sortiment hat, die sich zur Schulung bestens eignen. Es ist jetzt nicht so das die Brauerei super innovative Biere macht oder nie gekannte Geschmacks Explosionen generiert, aber da die Biere international gerne mal in Pubs ausgeschenkt werden, sind sie immer schon eine Alternative zu Einheitslagern von Heineken und Co. Gewesen.
In diesem Sinne

Euer hophead

Saturday, January 23, 2016

IPA!

India Pale Ale, das Aushängeschild der Craft-Brau Szene. D.h., jeder Brauer der hier mitmischen will muss das heute am Start haben und es ist mehr oder weniger zum schnell Indikator geworden ob der Craft-Brauer sein Handwerk versteht. Auch ich muss zugeben, wenn ich mich auf einen persönlichen Lieblings Stil festlegen müsste, ist es das IPA.
Das IPA entstand im 18. Jahrhundert  als englische Brauer ein Bier entwickelten, das die Reise in entlegene Ecken des Empires unbeschadet überstehen sollte. Aus diesem Grunde wurde es stärker eingebraut und gehopft, weil beides (Alkohol und Hopfen) einen starken Einfluss auf die Haltbarkeit hat. Zusätzlich fand man noch heraus das Beigabe von Hopfen in die Fässer während des Transports des bereits fertigen Bieres die Haltbarkeit noch verstärkte. Das nennt man heute Kalthopfung bzw.  Hopfenstopfen. Die These (die sich hartnäckig hält), dass das Bier nach der Ankunft allerdings wieder rückverdünnt wurde (bzw. werden sollte) ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nur ein Mythos…Jedenfalls ist mir nicht bekannt, das irgendjemand jemals belege dafür gefunden hat. Wäre ja auch schade, wenn man es verdünnen würde…Anfangs nannte man das Bier nur Pale Ale, 1835 war es dann die Brauerei Hodgson & Co. die erstmalig die Bezeichnung East India Pale Ale verwendete. Bass und Allsop übernahmen das später.
Auch in Amerika entwickelte sich ein sehr ähnlicher Stil, der allerdings noch stärker und bitterer war als der englische. Als im dann in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts immer mehr mitteleuropäische Einwanderer (und mit ihnen das Lager Bier) kamen, verloren die bis dahin üblichen englischen Baustilen immer mehr an Bedeutung. Durch die Prohibition zw. 1920 bis 1933 wurde dann die gesamte Brautätigkeit eingestellt und tausende kleine und mittlere Brauereien verschwanden von der Bildfläche und nach Ende der Prohibition gab es nur noch eine Handvoll Brauereien. Die Fokussierten sich auf kostengünstige Massenproduktion von Lager Bieren. 1975 kam dann der erste Vorläufer des heutigen Westcoast IPA raus: Das Christmas Ale der Anchor Brewery in S.F. Mit der Freigabe des Heimbrauens 1979 in den USA wurde der Boden dann geebnet: Für all die geilen IPA’s die es heute gibt!
Mittlereile gibt diverse verschiedene IPA Stile. Folgende Auflistung erfolgt in Anlehnung an die Guidelines des BJCP 2015:
  • English IPA:  Hopfenbetont und relativ trocken. Blumiges, würziges oder zitrus artiges Aroma, aber nicht übertrieben. Beispiele: Meantime IPA, Thornbridge Jaipur, Fuller’s Bengal Lancer IPA. Ich finde es ganz nett oder mal so ausgedrückt: besser als kein IPA, persönlich bevorzuge ich aber andere IPA Syles wesentlich mehr.
  •  American IPA: intensives Hopfenaroma (bitter), typischerweise mit Amerikanischem Hopfen gemacht (und vor allem viel Hopfen). Typisch sind starke Citrus oder Tropische Früchte, aber auch Melone und Beeren.  Es hat eine kräftige aber nicht kratzige bittere. Beispiele: Firestone Walker Union Jack, Braukunstkeller Armasi (btw.: trägt den inoffiziellen Titel „bestes deutsches IPA“), Dogfish Head 60 Minute IPA, Ballast Point Sculpin IPA (das ist echt geil…), Victory Hop Devil. Ich sag dazu nur eins: das ist mein Style!
  • Belgian IPA: gibt’s noch nicht so lange und ist eine Kombi aus belgischen Tripel und amerikanischem IPA. Es zeichnet sich durch die typische Fruchtigkeit aus, die durch belgische Hefen erzeugt werden. Aber natürlich hat es die typische hopfenbittere, kann von moderat bis deutlich gehen. Beispiel: Houblon Chouffe, Stone Cali-Belgique, Urthel Hop it. Ich würde mal so sagen: wer gerne belgische Tripel mag, der wird das auch mögen. Beide Stile sind unverkennbar raus schmeck bar. Auch ich trinke gerne mal so eins, mag aber andere IPA Styles lieber.
  • Black IPA:  im Prinzip wie das Amerika IPA, allerdings sehr, sehr dunkel (black ;-). Hat also auch eine grosse Bandbreite an Hopfenaroma und Geschmack. Der Name an sich hat wenig Sinn, da sich schwarz (Black) und fahl/blass (pale) wiedersprechen, deshalb wird es auch hin und wieder Cascadian Black Ale (CDA) genannt. Auch ist es ein gutes Beispiel das die Grenzen irgendwann anfangen zu verschwimmen. Wann ist es ein Black IPA und wann ein stark gehopftes Stout? Beispiele für Black IPA‘s: Widmer Pitch Black IPA, Harpoon Black IPA, Deschutes Hop in the Dark CDA. Für mich gehört der Style zu meinen persönlichen Favoriten. Ist aber auch ein wenig Jahreszeit bedingt. Im Winter Grossartig, im Sommer steh ich ehr weniger drauf.
  • Brown IPA:  lehnt ebenfalls ans American IPA, hat aber Karamell und Schokoladen Noten sowie mehr Körper,  ist aber nicht schwer oder süss. Auch hier wieder die Grenzfrage, wann es ein stark gehopftes Porter ist und wann ein Brown IPA? Beispiele: Dogfish Head Indian Brown Ale, Russian River Janet’s Brown Ale, Harpoon Brown IPA. Auch hier wieder einer meiner Favoriten Stile. Wie eigentlich alle ans American IPA angelehnten.R
  • Red IPA: gehört auch wieder in die „Familie“ der American IPA’s. Betont malzig und auch süsser als andere Varianten. Die Grenze zum Brown IPA ist sehr fliessend. Beispiele: Sierra Nevada Flipside Red IPA, Midnight Sun Sockeye Red, Odell Runoff Red IPA. Den Stil mag ich jetzt zwar auch gerne, aber eigentlich dann lieber Brown IPA weil weniger süsse.
  • Rye IPA:  wird mit Roggen gemacht, trockener und würziger als American IPA. Beispiele: Sierra Nevada Ruthless Rye. Da ich insgesamt kein grosser Fan von Roggenbier bin, bevorzuge ich auch beim IPA die Gersten Malz varianten.
  • White IPA: ist im Prinzip eine Kreuzung aus belgisch Wit und IPA oder anders ausgedrückt: Stark gehopftes Belgisch Wit. Würzig und erfrischend (belgisch Wit wird traditionell mit Orangenschalen und Koriander gewürzt). Beispiele: Blue Point White IPA, Harpoon The Long Thaw.  Da ich mir Belgisch Wit nicht schmeckt, brauch ich das hier auch nicht wirklich.
  • Double IPA. Ist einfach ein an Alkohol noch stärkeres mit noch mehr Amerikanischem Hopfen gewürztes American IPA. Es ist jetzt weder übertrieben süss noch nimmt man double IPA’s als extremer  Bitter war. Der erhöhte Alkohol harmoniert mit dem vielen hopfen. Das ganze wäre auch als English IPA möglich. Alkoholisch liegen double IPA zwischen 7.5% Abv. Und 10% Abv. Mittlerweile gibt es alkoholisch auch noch höhere Varianten. Beispiele: Firestone Walker double Jack, Dogfish Head 90 Minute IPA, Stone Ruination IPA, Three Floyds Dreadnaught. Ich liebe diesen Style. Ist jetzt nicht unbedingt zum Zechen geeignet aber so als „Kamin Bier“ unschlagbar.

Für mich ganz Persönlich ist bei einem IPA immer wichtig das es Harmonisch bzw. Ausgewogen ist. Es darf weder Fuch oder Süsse, noch Alkohol dominieren. Die IPA’s die ich am liebsten mag haben meisten zw. 7 und 7.5% Abv, Die Double IPA’s so 9%-10% Abv. Natürlich gibt es auch sehr gute mit Weniger bzw. mehr. Hängt immer ein bisschen von den Umständen ab. Wenn ich Zechen will dann ist mir was mit weniger Alkohol lieber (4.5%-6% Abv) und für ein „Kamin Bier“, das man aus dem Pokal schlürft darf es auch gerne mal weit über 10% Abv gehen.
Abschliessend noch meine ganz persönlichen Lieblings IPA’s

Weltklasse IPA‘s: 
  • Nøgne Ø IPA
  • Mikkeller Green Gold
  • Ballast Point Sculpin IPA
  • Ballast Point Big Eye IPA
  • AleSmith IPA
  • Stone IPA

Sehr gute IPA’s:

  • HansCraft & Co. Backbone Splitter
  • Brewdog Hoppy Christmas
  • Braukunstkeller Amarsi
  • Coronado Islander IPA
  • Brewdog Jack Hammer
  • Brewdog Punk IPA
  • Dogfish Head Indian Brown Ale
  • Williams Brothers Impale IPA

Weltklasse double IPA’s:

  • Nøgne Ø #500 Imerial India Pale Ale
  • Mikkeller 1000 IBU
  • Ballast Point Dorado Double IPA
  • Brewdog Hardcore IPA
  • Evil Twin Yin & Yang
  • Firestone Walker Double Jack IPA
  • Dogfish Head 90 Minute Imperial IPA
  • Stone Ruination IPA

Sehr gute double IPA’s:

  • Häffner Bräu Hopfenstopfer Seasonal Special Ale
  • Evil Twin Yang
  • Brooklyn Blast
  • Coronado Idiot IPA

Wie man sieht, befinden sich lediglich drei deutsche Biere in der Liste, zwei IPA’s und ein Double IPA. Kein deutsches bekommt von mir das Prädikat Weltklasse. Da müssen wir wohl noch ein paar Jahre warten. Klar, es gibt mittlerweile ordentlich viele IPA’s aus Deutschland die gut schmecken, aber im Vergleich zu USA und Skandinavien hinken die doch noch hinterher. Allerdings muss man fair bleiben und Deutschland die Zeit lassen sich zu entwickeln und verstehen, dass die deutschen sowieso lieber untergärige Biere trinken. Es bleibt spannend was da noch so passieren wird.
In diesem Sinne

Eurer hophead

Thursday, January 14, 2016

Bier aus Frankreich

Neulich habe ich eine ganz geil krasse Bier Erfahrung mit einem Bier aus Frankreich gemacht. Verdammte Axt, das war so widerlich, das ich es austrinken musste.  Kennt ihr das? Ich hab das manchmal. Da schmeckt etwas so krass, das du eigentlich sagst: ungeniessbar! Aber irgendwie kannst du trotzdem nicht aufhören…diese Bier war so eins (am Ende war ich aber doch froh als es leer war). Ich hatte es aus einer kleinen Brauerei in Frankreich. Dazu muss ich erwähnen, dass ich im Südwesten Deutschlands wohne, direkt im Dreiländereck, einen Steinwurf nach Frankreich und die Schweiz. In dem speziellen Fall hier war ich kurz zuvor in der Brasserie de Saint Louis im Elsass. Ich habe mir drei verschiedene Biere zum Verkosten mitgenommen. Die haben natürlich noch mehr im Angebot, allerdings nur relativ langweilige Lager Biere, also schon gut gemacht aber ich kann das Zeug nicht mehr sehn. Die Franzosen sind ja jetzt auch nicht unbedingt die führende Nation der Bierbrauer und irgendwie sind all ihre Biere sehr „malzig“ und wenig gehopft. Ok, sie verstehen sehr viel von Genuss beim Essen und Trinken aber die grossartigsten Biere der Welt kommen sicher nicht aus Frankreich. 90% des Marktes in Frankreich sind massen produzierte Industrie Biere. Inspiriert ist die Brauszene durch Deutschland (Elsass) und Belgien (Lille und Nord-Pas-de-Calais, französisch Flandern). Ausserdem existiert noch eine lange Brautradition in der Bretagne. Gebraut wurde also immer schon traditionell im Norden des Landes, der Süden spielt beim Thema Bier ehr eine untergeordnete Rolle.
Gibt es eigene Bier Stile in Frankreich? Ja, ein paar wenig. Meiner Meinung nach drei, die erwähnenswert sind.

  1.  Allem voran der wohl populärste französische Bier Stil: Das Bière de Garde. Eine Sorte aus der Region Nord-Pas-de-Calais. Klassisch obergärig, gibt es aber vereinzelt auch als untergärige Varianten. Es ist hell bis bernsteinfarben (Ambrée) und hat normalerweise so um die 6% ABV. Wurde traditionell nach der Hauptgärung in Fässern in kühlen Kellern gelagert, wo dann eine zweite Gärung stattfindet. Es wird nach wie vor in Flaschen mit Champagner Verkorkung abgefüllt, auch wenn eine weitere Gärung in der Flasche heute ehr unüblich ist. Bis in die 1970er Jahre war Bière de Garde nahezu ausgestorben, wurde aber dann wiederentdeckt (Zeitgleich mit dem Start von CAMRA in U.K. à vielleicht auch mal ein Blog wert?). Zu der Zeit gab es in Frankreich nahezu nur noch Helle Lagerbiere. Heute wird es von verschiedenen kleineren, lokalen Brauereien angeboten, die Grossen Industriebrauer sehen kein Potential darin und machen nur Lager Biere (kennen wir das nicht aus Deutschland?). Vom Geschmack her ist es sehr Malzbetont und wenig gehopft.
  2. Bière de Mars (März Bier) oder Bière de Printemps, ein Seasonal. Obergäriges Bier zw. 4.5%-5.5% ABV. Es wird Anfang des Winters gebraut und steht dann ab März zur Verfügung (anders als das deutsche Märzen, das wird erst Ende des Winters (März) eingebraut und steht ab Ende Sommer zur Verfügung). Bière de Mars ist schwach gehopft und wird oft mit Karamell oder anderen Farbstoffen gefärbt um es dunkler zu machen.
  3. Bière de Noel. Ein starkes, obergäriges Weihnachts- bzw. Winterbier, wie es in vielen europäischen  Ländern gebraut wird, aber dennoch ein recht eigener Style in Frankreich. Wird z.T. auch noch mit Gewürzen angereichert (ja, die Franzosen sind nicht so doof wie die deutschen und Geiseln sich mit so ‘nem Humbug wie dem Reinheitsgebot (auch mal ein Blog wert)).
Nach diesem generellen Ausflug in französische Bier Welt nun aber wieder zurück zur Verkostung der 3 Biere aus der Brasserie de Saint Louis. Das erste war die Krasse Erfahrung, wie ich bereits eingangs erwähnt habe. Saint-Louis Sencha Tea Ale. Bei ratebeer.com wurde es als „Spice/Herb/Vegetable“ kategorisiert. Es handelt sich um ein Lager Bier das grünen (Sencha) Tee, Mango, Minze, Lemon Gras und Pflanzenextrakte enthält (Natürlich auch Wasser, Malz, Hopfen und Hefe, sonst wär es ja kein Bier…) und 6% ABV. Die Brauerei meint das Bier sei eine unerwartete Reise mit dem süssem, faszinierendem Geschmack Asiens ist. Ok, unterwartet stimmt, Asien kommt auch gleich durch und faszinierend muss ja nicht unbedingt positiv sein…hab lange überlegt wie man den Geschmack treffend Beschreiben könnte und dann fiel es mir ein: man nehme einen Ricola Schweizer Kräuterzucker in den Mund, lutsche ein paar Minuten darauf rum und spüle dann mit einem hellen Lager Bier nach. Weiss nicht wer auf so was kommt und ich würd auch mal gern jemand treffen der das Bier geil findet (wahrscheinlich findet man so jemandem am ehesten in Japan). Vielleicht hatten die ja auch irgendwie eine missglückte Würze und haben dann alles was sich gerade so fand da reingerührt um die Fehlgeschmäcker zu überdecken (neben der Brauerei ist Aldi Filiale, vielleicht waren sie dort einkaufen). Wir wissen es nicht und werden es wohl auch nie erfahren. Apropos Erfahren: die Erfahrung war es wert…
Das zweite war dann Saint Louis Pine Bark Ale. Kategorisiert als American Pale Ale mit 6.7% ABV. Wie der Name schon verrät wird das Ale neben dem Hopfen Simcoe auch mit Kiefern Rinde gewürzt. Es hat also neben den fruchtigen und hopfigen Aromen auch gewisse holzige Noten. Wozu erschliesst sich mir allerdings nicht. Es war jetzt ganz gut trinkbar, aber wenn man es nicht probiert hat, hat man auch nix verpasst. Und die holzige Note hab ich auch ehr als störend empfunden. Ich bin ja alles andere als ein Befürworter des deutschen Reinheitsgebots allerdings finde ich jetzt auch man muss nicht jeden scheiss ins Bier rühren und manchmal is weniger mehr. Wenn es aber positive Effekte hat, wie zum Beispiel wenn Mikkeller oder EvilTwin solche Spielchen treiben, dann bin ich dabei. Aber in der Brasserie de Saint Louis sollten sie lieber vorher etwas experimentieren (üben) bevor sie aufn  Markt geht (tu ihnen wahrscheinlich unrecht, es gibt sicher nen Markt für den Kram). Es ist ja immer Geschmackssache. Immerhin war es eine Steigerung zu dem scheusslichen Bier das ich vorher beschreiben habe…
Aber dann wurde es doch noch versöhnlich. Das dritte Bier war das Saint Louis IPA. Ein wirklich gut gemachtes, Amber bis Braun farbiges Bier mit Amarillo Hopfen und 5.8% ABV. Das war recht rund und ich kauf es mir Sicher mal wieder. Ok, es ist jetzt nicht Weltklasse, sondern einfach nur ganz gut, speziell wenn man bedenkt es aus Frankreich kommt (ich glaub so viel kam bisher raus: Ich halte die Franzosen nicht für die grösste Braunation…). Ja, und ich denke um es zum Weltklasse IPA zu machen, sollte man es insgesamt etwas stärker Hopfen und zum Amarillo noch Simcoe verwenden. Ausserdem noch stärker ein brauen damit der Alkohol Gehalt steigt.
In diesem Sinne

Euer hophead