Brewdog aus
Schottland. Was haben die nicht schon alles beigetragen um die europäische
Craft Beer Bewegung voran zu bringen. Die Brauerei wurde 2007 James Watt und
Martin Dickie in Fraserburgh gegründet. Martin Dickie arbeitete
zuvor für die englische Thornbridge Brauerei und war dort entscheidend für die
Entwicklung von „Jaipur“, dem ersten IPA der Brauerei verantwortlich. Jaipur
kam 2005 auf den Markt und ist immer noch erhältlich (nicht ganz mein Fall, da
ein English IPA und ich mag ja bekanntlich American IPAs lieber). Auf jedenfalls
ist Brewdog schnell gewachsen und hat es 2015 auf einen beachtlichen Ausstoss
von 134 000 hl gebracht. Das ist schon bemerkenswert wenn man bedenkt das die
nicht klassischen Mainstream (Industrie Bier Trinker) bedienen sondern
haufenweise abgefahrene Biere machen, die auf dem europäischen Markt neu sind.
Klar, man muss auch aufführen dass neben der Tatsache, dass Sie den richtigen
Riecher für gutes Bier haben auch ihr Marketing ausserordentlich ist und
wahrscheinlich weit mehr zum grossen, überregionalen Erfolg der Marke beiträgt,
als die Tatsache, das sie geile Biere machen (es gibt auch andere grossartige
Craft Beer Brauer in Europa, die aber kaum eine Sau kennt…). Vergleichbar gut
im Bereich Marketing ist da in Europa sicher noch Mikkeller, der allerdings auf
der einen Seite abgefahrenere Biere macht (oder anders ausgedrückt, Brewdog
Biere haben oft eine höhere drinkabilty und sprechen grössere Massen an
Konsumenten an) und auf der anderen Seite auch seine Biere teurer verkauft.
Glaube das ist schon eine weitere Hemmschwelle ob ich nun 2.50 oder gleich 4
Euro für ein Bier Ausgebe. Brewdog basiert dann ausserdem noch auf einem
Shareholder Prinzip, d.h. jeder kann Aktien des Unternehmens kaufen (werden
aber an keiner Börse gehandelt, der Preis ist fix und liegt glaub ich bei 300 Euro
oder Pounds pro Aktie). Die Kombination aus geilen Bieren und exzellentem
Marketing (gepaart mit dem dadurch entstandenen Image des Brands) sorgen dafür dass
sich die Aktien wie geschnitten Brot verkaufen und der Brauerei genug in die Kasse spült um im
grossen Stiele zu expandieren. Die Brauerei hat von Anfang an drauf gesetzt ein
Image zu generieren das „Punks“ Biere für „Punks“ generieren.
Interessanterweise funktioniert das nach wie vor, auch wenn ich es mittlerweile
für etwas grenzwertig halte. Vielleicht sehe ich das auch falsch aber für mich verträgt sich „Punk“ und
„Kommerz“ nur begrenzt. Und ich würde sagen, Brewdog ist mittlerweile eine sehr
kommerzielle Angelegenheit. Ist ja aber generell auch wurscht, solange sie
geile Biere brauen, soll es mir recht sein.
Ein
weiterer Grund für die Popularität von Brewdog ist sicher auch das Sie ihr
eignes Pub-Konzept haben und Craft Beer Bars in U.K. und Kontinental Europa,
sowie in Südamerika und Asien betreiben. Dort werden neben ihren eigenen Bieren
auch ausgewählte Biere anderer Brauer angeboten. Auch ein Shop Konzept gehört
zum Programm und wird kontinuierlich ausgebaut. In sozialen Netzwerken ist
Brewdog ebenfalls sehr präsent, so wird
zum Beispiel regelmässig via Facebook abgestimmt, welche zutaten im nächsten
Bier der „Mashtag“ Serie verwendet werden.
…und last
but not least, was mich zu diesem Blog Post bewogen hat: Brewdogs Prototypen.
Dabei handelt es sich um neue Biere die gegen Ende eines Jahres in limitierter
Auflage gebraut und verkauft werden. Der Konsument hat dann anschliessend die
Möglichkeit an einer Abstimmung auf der HP von Brewdog teilzunehmen und der
Sieger wird dann in Portfolio aufgenommen. Manche als saisonale Spezialität
oder als „Small Batch“, andere aber durchaus auch dauerhaft. Beispiele aus der
Vergangenheit sind Jack Hammer (IPA) oder Cocoa Psycho (Imperial Stout). Beide
endgeil, unbedingt probieren! Ich hatte
Gelegenheit die vier Prototypen 2015, welche Anfang Dezember auf den Markt
kamen, zu bekommen und zu Probieren. Hier die Resultate:
- Hopped up Brown Ale, 6.3% ABV, 85 IBU. Verarbeitet wurden die Hopfen Columbus, Simcoe, Cenntenial und Citra. Dunkel Braun, Aroma ist der Hammer. Eines von den Bieren, wo du nicht aufhören kannst deinen Riechkolben reinzuhängen! Frisch und fruchtig. Aber wie es dann oftmals ist: der Geschmack hält nicht annähernd, was der Geruch verspricht. Schmeckt irgendwie wie ein zu Bitter geratenes Porter. Müsste entweder viel weniger Bitter sein oder mehr Frucht haben. Meine Empfehlung bei dem Bier war dann schlussendlich: man sollte es bei dem Prototypen belassen.
- Black IPA, 5.3% ABV /40 IBU, Simcoe ist der einzige verwendete Hopfen (also ein sogenanntes „Single Hop Black IPA“). Einstieg (Geruch) ist sehr angenehm. Wie ein Stout, nur fruchtiger. Geschmacklich ein sehr ähnliches Bild: schmeckt wie ein Stout aber bitterer und fruchtiger. Im Abgang trocken. Ganz gut gemacht. Vor allem wenn man bedenkt, dass es nur 5.3% Alkohol enthält.
- Session IPL , 4.4% ABV / 20 IBU. 5 Hopfen Sorten: Chinook, Amarillo, Simcoe, Citra, Mosaik. Für die unter den Lesern, die nicht ganz so firm mit den Styles sind nochmal kurz was uns der Name in dem Fall verrät: „Session“ steht immer für Biere mit wenig Alkohol, also normalerweise unter 5%-4.5%, die sich dadurch zum Zechen (Bechern, Saufen, etc.) eignen weil man nicht gleich vom Stuhl kippt wenn man sich mal ein six-pack oder mehr in die Birne kloppt. IPL steht für „India Pale Lager“ und das bedeutet, ein kalt gehopftes (Hopfen gestopftes), helles, untergäriges Bier (Analog zum IPA einem hopfen gestopftem, hellen, obergärigem Bier). Nun aber zum Geschmack: Der Geruch ist schon mal absolute Bombe! Besser noch, der Geschmack hält mindestens was der Einstieg verspricht: Sehr Fruchtig. Das ist mal ein Lager (bin eigentlich kein so‘n grosser Lager Trinker). Das macht Spass. Es hat diese typischen grasigen Noten die für hopfengestopfte Session Biere typisch sind (und die ich so geil finde), ist im Abgang bitter und trocken (typisch für ein Pilsner).Damit möchte ich Zechen! Daher hab ich sofort die verfügbaren Restbestände dieses Prototyps beim Händler meines Vertrauens aufgekauft…
- Milk Stout, 4.8% ABV 30 IBU aus 8! Verschiedenen Malz Sorten und als Hopfen wurde Magnum und Sorachi Ace verwendet. Es ist ein Sweet Stout. Ich mag eigentlich Dry Stouts (auch Irish Stouts genannt) lieber. Dieses hier ist aber ganz gelungen, erinnert an Espresso mit Zucker und Zartbitter Schokolade. Ganz nett wenn man da jetzt so dran läuft, sehe aber keinen Grund das nochmals explizit zu bestellen. Meiner Meinung nach eignet sich prinzipiell Süsse ehr für Imperial Stouts mit hohem Alkohol Gehalt. Süsse Biere mit weniger als 5% Alkohol erinnern mich immer ein wenig an die widerlichen Biermischgetränke wo Sprite oder Cola mit Bier gepanscht wird. Bääääh. Mir kommt da sofort Ostdeutsches Porter in Sinn. So um die 4% ABV und klebrig süss. Denke wenn da ein Liebhaber britischen Porters dran läuft und sich aufgrund des Namens auf ein schönes Porter freut, verspürt er nach dem ersten Schluck erst mal Brechreiz. Ich probiere Porter schon gar nicht mehr wenn ich weiss das es aus Ostdeutschland kommt, weil ich bisher alle nach dem ersten Schluck mit Hurra in Ausguss gegossen habe. Oder meiner Frau gegeben. Der haben die dann Geschmeckt (sie mag eigentlich kein Bier, das erklärt dann auch alles weitere…). O.k., ich schweife ab. Einigen wir uns mal da drauf: Super gemachtes Sweet Stout und absolut empfehlenswert für Leute die diesen Style mögen (hab die 2. Flasche die ich hatte mit einer Tafel Zartbitter Schokolade vertilgt, das war dann wirklich mal der Hammer!)
Bleibt noch
die Frage, wie ging schlussendlich die Wahl aus? Das Milk Stout hat bei der
Abstimmung 40% erhalten, Platz zwei ging mit 25% ans IPL und die anderen
beiden haben jeweils 17.5% erhalten. Das
Milkstout wird jetzt als neuer „Headliner“ dauerhaft ins Sortiment aufgenommen
und ist die Tage als „Jet Black Heart“ erschienen. Mein Favorit war klar das
IPL, ob das aber nochmals aufgelegt wird entzieht sich meiner Kenntnis. Schade
wärs, wenn nicht!
In diesem Sinne
Eurer
hophead
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