So nannte
man den Willen der Londoner Bevölkerung den deutschen Luftangriffen im zweiten
Weltkrieg zu trotzen. Heute ist „London Pride“ weit mehr bekannt in Form des
vorzeige Biers der Londoner Brauerei Fuller. Es wurde in den frühen 50ern des
20. Jahrhunderts erstmalig gebraut und nach eben diesem Stolz von London
benannt.
Die
Brauerei Fuller wurde 1845 gegründet und
befindet sich bis heute im Familienbesitz.
Der Jährliche Brauausstoss liegt bei ca. 250 000 hl. Das Logo von
Fullers ist ein Greif (Adler Körper mit Löwenkopf) weshalb man sie auch
„Griffin Brewery“ nennt. Die Brauerei
ist im Stadtteil Chiswick und das Bier ist sehr präsent in London. In
Grossbritannien werden Pubs oft von Brauereien betrieben, bei Fuller sind es so
um die 400 über ganz U.K. verteilt.
Fullers war
einer der ersten Unterstützer von CAMRA. Die Campaign for real Ale wurde 1971
gegründet und verfolgt als Ziel den Erhalt traditioneller Brau- und
Reifungsverfahren, sowie Zapftechniken. Ein Real Ale wird im Fass
zweitvergoren, nicht Pasteurisiert und per „Pump Zapfanlage“ ausgeschenkt. Das
wird dann oft als „Cask Conditioned Real Ale“ bezeichnet. Das Problem für uns
Kontinental Europäer ist, das wird das oft als lauwarme Plörre empfinden weil es wenig Kohlensäure enthält und nur Keller kalt ist.
Dieser Tatsache verdankt Britisches Bier oft den schlechten Ruf ausserhalb von UK
(primär bei Industrie Lager Trinkern). Aber auch hier gibt es grosse Unterschiede
des Gebräues. Ich hab in U.K. und auch in USA schon geschmacklich Grossartige
Cask Conditioned Ales getrunken. Aber auch ich hadere oft mit dem Mundgefühl
(wenig karbonisiert) und der Temperatur (piss warm). Aber man muss wissen (und
respektieren) das diese klassischen Stile die Inspiration für das Craft Brauen
in USA waren. Die Amis haben einfach diese Biere entstaubt und modernisiert
indem sie sie mit Tonnen von hopfen gebraut, Karbonisiert und vor den trinken
gekühlt haben. Das ist auch ehr mein Ding. Dennoch ist Fuller sehr brauchbar um
herauszufinden wie die Ur-Stile mal waren (Pale Ale oder auch Bitter, IPA,
Porter, Stout, etc.). Nicht umsonst ist Fuller die Brauerei die die meisten
CAMRA Auszeichnungen erhalten hat. Ausserdem ist noch zu erwähnen dass jedes Jahr
Vintage Ales mit sehr komplexem Geschmack abgefüllt werden, die Sich sehr gut
zur mehr jährigen Lagerung eignen.
Hab mich
mal für den Blog hier durch einige Biere aus dem Portfolio von Fullers
gesoffen, nachfolgend die Beschreibungen:
- London Pride: das wohl bekannteste und meist verbreitete Bier von Fuller ist ein Premium Bitter/ESB. U.a. ist es das meist importierte Bier aus U.K. in den USA. Das ist jetzt so ein Beispiel für so ein Referenz Bier für seinen Style. Es gibt es als nicht pasteurisierte Cask Variante mit 4.1% ABV sowie als pasteurisiertes Flaschen Bier mit 4.7% ABV. Basierend auf so was haben die Amerikaner dann ihre West Coast Pale Ales entwickelt. Ich trink das eigentlich ganz gerne mal. Da es weit in der Welt verbreitet ist, bekommt man es oft neben Guinness als weitere Alternative zu den Standard Lagern wie Heineken, Carlsberg oder Beck’s.
- Fuller‘s Honey Dew: ist ein Bio Golden Ale mit einer sehr hohen drinkability (5% ABV). Ich würde sagen das spricht Ale wie Lager Trinker in gleichem Masse an. Es erinnert mich ein wenig an Kölsch, ist aber etwas süsser im Körper und trockener im Abgang. Die süsse kommt von Brasilianischen Bio Honig der während des Brauvorgangs zugeführt wird. Es ist ein Modernes Ale für den Massenmarkt, aber durchaus Wert zu probieren.
- Fuller’s India Pale Ale: 5.3% ABV. Wurde 2009 für verschiedene Export Märkte an den Start gebracht. Ist stark mit Goldings gehopft, neben Fuggles einer der beiden Traditions Hopfen in England. Hat eine hohe drinkability haut einen aber jetzt auch nicht unbedingt vom Sitz, bzw. die „West Coast“ varianten oder besser gesagt „American IPA“ sind mir da Lieber.
- London Porter: meiner Meinung nach Fuller‘s bestes. Das Idealbild eines Porters. So muss ein klassisches Porter sein. Meines Wissens nach auch das höchst bewertete Bier von Fuller bei Ratebeer. Hat international diverse Preise abgegriffen. Die für Porter typischen Schokoladennoten kommen sowohl beim Aroma, als auch beim Geschmack raus. 5.4% ABV und mit Fuggles gehopft. Nach BJCP 2008 ein Brown Porter, nach der neuen 2015er Version ein English Porter. Wer wissen will wie ein klassisches Porter schmecken soll, muss sich das reinpfeifen!
- Fuller’s Old Winter Ale: ist ein Amber farbenes English Strong Ale mit 5.3% ABV und ziemlich Neu. süsslich/nussiger Geschmack, mit Hopfen Sorten Challanger und Northdown gemacht. Unheimlich süffig! Hab es im Rahmen dieses Blogs erstmalig probiert und hab mir gleich danach einen kleinen Vorrat in den Keller gelegt
- Fullers London Black Cab Stout: klassisches Stout mit 4.5% ABV. Im Geruch und Geschmack ist Espresso sowie starke Röstaromen wahrnehmbar. Ausserdem ist es recht trocken im Abgang. Nach dem BJCP Style guide2008 würde man es als dry Stout einstufen, in der 2015 wäre es wohl ein Irish Stout, (auch wenn’s aus London kommt;-)
- Fuller’s Wild River: ist ein doppelt gehopftes pale Ale und wird daher stilistisch als American Pale Ale bezeichnet. Es hat 4.5% ABV und wird mit Liberty, Willamate, Casude und Chinook gehopft. Mir persönlich nicht ausgewogen genug da bitter überwiegt. Es fehlt die typische Fruchtigkeit, die man bei West Coast Pale Ales findet.
Alles in allem handwerklich
sehr gut gemachte Biere aus einer Traditionsbrauerei in London. Für mich als Style
Freak ist Fuller natürlich Gold wert, da Sie etliche typische Vertreter für
klassische britische Bier Stile im Sortiment hat, die sich zur Schulung bestens
eignen. Es ist jetzt nicht so das die Brauerei super innovative Biere macht
oder nie gekannte Geschmacks Explosionen generiert, aber da die Biere
international gerne mal in Pubs ausgeschenkt werden, sind sie immer schon eine
Alternative zu Einheitslagern von Heineken und Co. Gewesen.
In diesem Sinne
Euer hophead
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