Einer
meiner ersten Blog Posts trug den Titel „Pilsner“. Den schrieb ich zu einer Zeit als ich gerade
angefangen habe Pilsner wieder zu entdecken. Bis vor nicht allzu langer Zeit
war ich eigentlich der Meinung, gar kein Pilsner zu mögen. Irgendwie ist mir
das schon über 20 Jahre zu eindimensional Bitter oder, wenn man an die grossen
Fernsehbiere denkt, zu Langweilig. Dieses Jahr allerdings habe ich mich stark
mit dem Thema Pilsner (und im Allgemeinen mit modernen Lager Bieren)
auseinander gesetzt. Die Erkenntnis ist, dass ich mich komplett von Einstellung
Pilsner nicht zu mögen, verabschiedet habe. Das Gegenteil ist der Fall. Jetzt liebe ich Pilsner (und moderne, charaktervolle Lagerbiere)!
Seit ich im
trinkfähigen Alter bin (seit gut 30 Jahren), ist mir eigentlich bewusst, das
Pilsner das Bier ist, das die Welt erobert hat und somit auch der dominierende
Style. Dieses trockene, hopfenreiche Gebräu startete in den 1840ern den
Siegeszug von Böhmen aus in die grosse weite Welt. Gegen die damals üblichen
dunklen Ales (und Lager) muss das eine Offenbarung gewesen sein. Über die Zeit
entwickelten sich dann neben den tschechischen Pilsner verschiedenste
Unterarten: Deutsche Pilsner (im Norden
andere als im Süden), süssere Pilsner in Lateinamerika und leichte Pilsner in Nordamerika, die auch in
Asien sehr beliebt sind. In der Moderne entwickelten sich die Pilsner dann zu
einem auf den Massen Markt zugeschnittenes Produkt, auch „Fernsehbiere“ genannt. Charakterlos aber mit hoher drinkabilty
eignen sie sich perfekt zum Durst löschen und besaufen. Eine geschmackliche
Offenbarung sind sie längst nicht mehr. Die allermeisten heute als „Pils“
bezeichneten Biere haben mit dem Stil Pilsner nichts mehr zu tun. Und da liegt dann auch
die Erklärung warum ich so lange dachte, ich mag kein Pils. Im Zeitalter der
Craft Bieres kommen nun plötzlich wieder Pilsner auf den Markt, die
Charaktervoll schmecken und ihrem Stil gerecht werden. Dazu kommt dann dann
noch die Tatsache, dass man auch hier eine Spielwiese hat um mit neuen hopfen
Sorten zu experimentieren und mit diesen auch zu stopfen.
Meine
eigene Bier Trinker „Historie“ fängt ja irgendwann Mitte der 80er an. Damals
hat man ja ehr regionale Biere getrunken und da waren gerade wo ich
aufgewachsen bin, die Pilsner einfach nur Bitter und schlecht gemacht.
Allerdings gab es auch damals sehr gute Varianten, nur der Zugang war nicht
wirklich gegeben und Onlinehandel gab es ja noch nicht…Eines aus meiner Region
gab es aber dann doch: das Rothaus Pils. Doppelt so teuer als jedes andere Bier
aber um Welten Besser. Auch war es die
Zeit als die Fernsehbiere anfingen sich
in Deutschland breit zu machen und deren Brauer ihre Biere immer „runder lutschten“ damit sie
ein möglichst grosser Teil der Bevölkerung trinkt (auch Rothaus hat ihr Bier
verändert und den herausragenden Charaktervollen Geschmack der Expansion und dem
Profit geopfert). In der Mitte der 90er blieb einem dann die Wahl zwischen
Pilsnern, die entweder nur Bitter waren oder eben Charakterlose Fernsehbiere.
Durch diese Entwicklung wurde ich unterbewusst vom Genusstrinker zum
Wirkungstrinker in Sachen Bier und habe mich Ende der 90er bis weit in die
erste Dekade des neuen Jahrtausends beim Genusstrinken auf diverse andere Alkoholische Getränke fokussiert, da mir Bier
zu langweilig geworden war. Oder anders ausgedrückt: ich dachte Bier sei langweilig. Die stattgefundene Veränderung war mir damals noch nicht bewusst. Ich dachte ich "hätts gesehen...". Und das, Obwohl ich eigentlich schon immer ein Bier Geek war.
Habe z.B. schon Ende der 80er erste Exkursionen nach Belgien usw. unternommen.
Ende des
ersten Jahrzehnts im 21. Jahrhundert bin dann erstmalig via USA auf "Craft Bier" gestossen. Es war eine Offenbarung! Zu der Zeit war das Bier der Stunde in der
US Craftbeer Szene das extrem gehopfte IPA.
Ab dem Zeitpunkt hab ich mich
dann wieder auf Bier als Objekt des Genusstrinkens fokussiert. Craft Bier fing
damals in Zentraleuropa erst an und ich fand es bedauerlich hier nicht den Zugang
zu all diesen geilen Ales zu haben. Ich war immer noch davon überzeugt ich mag
kein Pilsener (hatte ja auch über 20 Jahre keine wirklich gutes mehr…).
Heute sind die
Biere der Stunde in USA mittlerweile (Imperial) Pilsner die extrem hopfengestopft
werden (neben den Sour/Brett Bieren, welches momentan ein anderer grosser Trend
ist). In Deutschland hingegen haben sich die neu aufkommenden Craft Brauer
erstmal auf das Ale Thema gestürzt. So langsam wird aber das kaltgehopfte
Pilsner auch hier relevant (auch wenn USA schon wieder weit voraus ist). Und damit komm ich auf den Punkt: Deutschland ist
das traditionelles Pilsner/Lager Land. Genau an den Styles sollten die
Craftbrauer hier zu Lande arbeiten, denn Weltklasse IPA gibt es mittlerweile
reichlich. Ich denke es gibt riesen potential Pilsner und andere Lager Styles dahin
zu entwickeln, wo die Amerikaner die Ales hin entwickelt haben. Deutschland als traditionelles „Lager Land“, ist halt nur
irgendwie stehen geblieben bzw. hat sich falsch entwickelt. Ich bin jedenfalls
gespannt was da noch kommt und freu mich auf die Zukunft. Am geilsten finde ich, Pilsner wieder
entdeckt zu haben!
In diesem
Sinne
Eurer
hophead
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