Seit vielen
Jahren vertrete ich gegenüber „Fernsehbier“ Trinkern die These, dass es für sie
eigentlich wurscht ist, welches Bier sie trinken. Die wenigsten Menschen können
in einer Blindverkostung einen Unterschied zwischen den üblichen Verdächtigen
rausschmecken (nenne mal als Beispiel
Krombacher, Warsteiner, Bitburger und Becks). Ohne es jemals wirklich überprüft
zu haben, denke ich, dies gilt ebenfalls für Bayrisch Hell. Biere wie z.B.
Augustiner, Ayinger, Tegernseer, etc. sind ebenfalls extrem schwer zu
unterscheiden. Wie eigentlich alle hellen „Durchnitts“ Lager Stile die so in
Deutschland produziert werden. Da sind sicher sehr viele exzellent gemacht und
auch sehr anspruchsvoll zu brauen, aber ohne Frage, sie besitzen kein komplexen
Geschmacks Profil oder eine individuelle Charakteristik.
Warum
glauben aber die meisten Bier Trinker, sie könnten es auseinander halten? Warum
schwört der eine auf Krombacher und der andere auf Becks? Weil das Marketing
ihnen etwas suggeriert mit dem sich der Konsument identifiziert. Warsteiner is
das einzig Wahre, durch Krombacher saufen rettet man den Regenwald, Fussball
Fans kloppen sich Bitburger in den Kopp und der Durst nach der grossen weiten
Welt lässt sich mit Becks bestens stillen. So findet jeder seinen Platz. Auch
spielt die Optik (Logo, Etikettierung, Flasche, Kasten) eine wichtige Rolle. Ebenfalls auch regionale Gründe wie Heimatverbundenheit.
Die einzig konsequenten unter den Wirkungstrinkern sind die Oettinger Kunden.
Denn die sparen einen Haufen Geld gegenüber den anderen bei gleichem Effekt:
Durst löschen und strack werden („wirkungstrinken“).
Wie bereits
eingangs erwähnt, bin ich seit Jahren davon überzeugt und verwickle mich
regelmässig in Diskussionen mit „Wirkungstrinkern“, die glauben es auseinander
halten zu können. Neulich aber bin ich auf etwas gestossen, das hat selbst mich
verblüfft und damit hätte ich nicht gerechnet! An der Hochschule Düsseldorf
wurde ein Experiment mit 50 Düsseldorfern und 50 Kölnern durchgeführt. Die
Probanden waren alles Männer im Alter von 35-65 Jahren. In einer
Blindverkostung ging es unter anderem darum, die probierten Biere dem Stil
Kölsch oder Alt zuzuordnen. Dabei war die Trefferquote bei nur 55% was in etwa
dem Niveau des Zufalls entspricht. Das heisst tatsächlich, die meisten Bier
Trinker können das nicht auseinander halten! Damit hätte ich nicht gerechnet.
Zudem wurde auch noch die die jeweilige Präferenz abgefragt und das Ergebnis
war sowohl bei den Kölnern wie auch den Düsseldorfern ca. 50:50. Der gleiche
Test wurde dann nochmals offen mit neuen Probanden durchgeführt und man höre
und staune: hier verschoben sich die Präferenzen zugunsten des Heimatbieres auf
78:22.
Mich hat es
natürlich gleich gejuckt: kann ich das auseinander halten? Also hab ich mir Alt
und Kölsch besorgt und mir blind vorsetzen lassen. Die Antwort ist: Ja, ich
konnte es richtig zuordnen und habe auch den Geschmacksunterschied als relativ
gross empfunden. Alt enthält mehr Bitter Hopfen und weniger Aroma Hopfen als
Kölsch und es wird dunkles Cara Malz
verwendet (bei Kölsch dafür helles Cara). Ansonsten sind beide sehr ähnlich, basieren
primär auf Pilsner Malz, bekommen die gleichen Hopfen Sorten und es wird auch
der gleiche typ Hefe verwendet. Aber es reicht meiner Meinung nach um einen
merklichen Geschmacksunterschied zu ergeben. Alt schmeckt bitterer (herber) und
enthält Röstaromen, Kölsch ist milder und fruchtiger. Nun bin ich natürlich
entsprechend trainiert, da ich ja seit vielen Jahren die unterschiedlichsten
Biere probiere. Also hab ich auf die schnelle ein befreundetes Paar gefragt ob
sie den Blind Test ebenfalls durchführen könnten. Er ist Bier Trinker aber eben
fokussiert auf pale Lagers (am liebsten mild gehopft), trinkt aber auch sehr
gerne Kölsch. Sie trinkt eigentlich gar kein Bier. Beide haben es nicht geschafft richtig
zuzuordnen.
Das ist
bemerkenswert! Dieses ganze gefrotzel bzw. entweder/oder Scheiss zwischen
Kölsch und Alt basiert also im grossen und ganzen nur auf einem regionalem Zugehörigkeits
Gefühl und hat absolut nicht mit Geschmack zu tun (ich hab immer schon Kölsch
und Alt gemocht). Ausserdem wird dann wohl die grosse Mehrheit auch keinen
Unterschied zwischen Pils, Export und Hellem feststellen können. Das erklärt
dann auch warum man „ein Bier trinken geht“ da es für die Mehrheit völlig bums
ist was der Wirt am Hahn hat, solange es als Bier identifizierbar ist. Das wiederum is ja eigentlich nix neues!
In diesem
Sinne
Eurer
hophead
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