Saturday, January 23, 2016

IPA!

India Pale Ale, das Aushängeschild der Craft-Brau Szene. D.h., jeder Brauer der hier mitmischen will muss das heute am Start haben und es ist mehr oder weniger zum schnell Indikator geworden ob der Craft-Brauer sein Handwerk versteht. Auch ich muss zugeben, wenn ich mich auf einen persönlichen Lieblings Stil festlegen müsste, ist es das IPA.
Das IPA entstand im 18. Jahrhundert  als englische Brauer ein Bier entwickelten, das die Reise in entlegene Ecken des Empires unbeschadet überstehen sollte. Aus diesem Grunde wurde es stärker eingebraut und gehopft, weil beides (Alkohol und Hopfen) einen starken Einfluss auf die Haltbarkeit hat. Zusätzlich fand man noch heraus das Beigabe von Hopfen in die Fässer während des Transports des bereits fertigen Bieres die Haltbarkeit noch verstärkte. Das nennt man heute Kalthopfung bzw.  Hopfenstopfen. Die These (die sich hartnäckig hält), dass das Bier nach der Ankunft allerdings wieder rückverdünnt wurde (bzw. werden sollte) ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nur ein Mythos…Jedenfalls ist mir nicht bekannt, das irgendjemand jemals belege dafür gefunden hat. Wäre ja auch schade, wenn man es verdünnen würde…Anfangs nannte man das Bier nur Pale Ale, 1835 war es dann die Brauerei Hodgson & Co. die erstmalig die Bezeichnung East India Pale Ale verwendete. Bass und Allsop übernahmen das später.
Auch in Amerika entwickelte sich ein sehr ähnlicher Stil, der allerdings noch stärker und bitterer war als der englische. Als im dann in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts immer mehr mitteleuropäische Einwanderer (und mit ihnen das Lager Bier) kamen, verloren die bis dahin üblichen englischen Baustilen immer mehr an Bedeutung. Durch die Prohibition zw. 1920 bis 1933 wurde dann die gesamte Brautätigkeit eingestellt und tausende kleine und mittlere Brauereien verschwanden von der Bildfläche und nach Ende der Prohibition gab es nur noch eine Handvoll Brauereien. Die Fokussierten sich auf kostengünstige Massenproduktion von Lager Bieren. 1975 kam dann der erste Vorläufer des heutigen Westcoast IPA raus: Das Christmas Ale der Anchor Brewery in S.F. Mit der Freigabe des Heimbrauens 1979 in den USA wurde der Boden dann geebnet: Für all die geilen IPA’s die es heute gibt!
Mittlereile gibt diverse verschiedene IPA Stile. Folgende Auflistung erfolgt in Anlehnung an die Guidelines des BJCP 2015:
  • English IPA:  Hopfenbetont und relativ trocken. Blumiges, würziges oder zitrus artiges Aroma, aber nicht übertrieben. Beispiele: Meantime IPA, Thornbridge Jaipur, Fuller’s Bengal Lancer IPA. Ich finde es ganz nett oder mal so ausgedrückt: besser als kein IPA, persönlich bevorzuge ich aber andere IPA Syles wesentlich mehr.
  •  American IPA: intensives Hopfenaroma (bitter), typischerweise mit Amerikanischem Hopfen gemacht (und vor allem viel Hopfen). Typisch sind starke Citrus oder Tropische Früchte, aber auch Melone und Beeren.  Es hat eine kräftige aber nicht kratzige bittere. Beispiele: Firestone Walker Union Jack, Braukunstkeller Armasi (btw.: trägt den inoffiziellen Titel „bestes deutsches IPA“), Dogfish Head 60 Minute IPA, Ballast Point Sculpin IPA (das ist echt geil…), Victory Hop Devil. Ich sag dazu nur eins: das ist mein Style!
  • Belgian IPA: gibt’s noch nicht so lange und ist eine Kombi aus belgischen Tripel und amerikanischem IPA. Es zeichnet sich durch die typische Fruchtigkeit aus, die durch belgische Hefen erzeugt werden. Aber natürlich hat es die typische hopfenbittere, kann von moderat bis deutlich gehen. Beispiel: Houblon Chouffe, Stone Cali-Belgique, Urthel Hop it. Ich würde mal so sagen: wer gerne belgische Tripel mag, der wird das auch mögen. Beide Stile sind unverkennbar raus schmeck bar. Auch ich trinke gerne mal so eins, mag aber andere IPA Styles lieber.
  • Black IPA:  im Prinzip wie das Amerika IPA, allerdings sehr, sehr dunkel (black ;-). Hat also auch eine grosse Bandbreite an Hopfenaroma und Geschmack. Der Name an sich hat wenig Sinn, da sich schwarz (Black) und fahl/blass (pale) wiedersprechen, deshalb wird es auch hin und wieder Cascadian Black Ale (CDA) genannt. Auch ist es ein gutes Beispiel das die Grenzen irgendwann anfangen zu verschwimmen. Wann ist es ein Black IPA und wann ein stark gehopftes Stout? Beispiele für Black IPA‘s: Widmer Pitch Black IPA, Harpoon Black IPA, Deschutes Hop in the Dark CDA. Für mich gehört der Style zu meinen persönlichen Favoriten. Ist aber auch ein wenig Jahreszeit bedingt. Im Winter Grossartig, im Sommer steh ich ehr weniger drauf.
  • Brown IPA:  lehnt ebenfalls ans American IPA, hat aber Karamell und Schokoladen Noten sowie mehr Körper,  ist aber nicht schwer oder süss. Auch hier wieder die Grenzfrage, wann es ein stark gehopftes Porter ist und wann ein Brown IPA? Beispiele: Dogfish Head Indian Brown Ale, Russian River Janet’s Brown Ale, Harpoon Brown IPA. Auch hier wieder einer meiner Favoriten Stile. Wie eigentlich alle ans American IPA angelehnten.R
  • Red IPA: gehört auch wieder in die „Familie“ der American IPA’s. Betont malzig und auch süsser als andere Varianten. Die Grenze zum Brown IPA ist sehr fliessend. Beispiele: Sierra Nevada Flipside Red IPA, Midnight Sun Sockeye Red, Odell Runoff Red IPA. Den Stil mag ich jetzt zwar auch gerne, aber eigentlich dann lieber Brown IPA weil weniger süsse.
  • Rye IPA:  wird mit Roggen gemacht, trockener und würziger als American IPA. Beispiele: Sierra Nevada Ruthless Rye. Da ich insgesamt kein grosser Fan von Roggenbier bin, bevorzuge ich auch beim IPA die Gersten Malz varianten.
  • White IPA: ist im Prinzip eine Kreuzung aus belgisch Wit und IPA oder anders ausgedrückt: Stark gehopftes Belgisch Wit. Würzig und erfrischend (belgisch Wit wird traditionell mit Orangenschalen und Koriander gewürzt). Beispiele: Blue Point White IPA, Harpoon The Long Thaw.  Da ich mir Belgisch Wit nicht schmeckt, brauch ich das hier auch nicht wirklich.
  • Double IPA. Ist einfach ein an Alkohol noch stärkeres mit noch mehr Amerikanischem Hopfen gewürztes American IPA. Es ist jetzt weder übertrieben süss noch nimmt man double IPA’s als extremer  Bitter war. Der erhöhte Alkohol harmoniert mit dem vielen hopfen. Das ganze wäre auch als English IPA möglich. Alkoholisch liegen double IPA zwischen 7.5% Abv. Und 10% Abv. Mittlerweile gibt es alkoholisch auch noch höhere Varianten. Beispiele: Firestone Walker double Jack, Dogfish Head 90 Minute IPA, Stone Ruination IPA, Three Floyds Dreadnaught. Ich liebe diesen Style. Ist jetzt nicht unbedingt zum Zechen geeignet aber so als „Kamin Bier“ unschlagbar.

Für mich ganz Persönlich ist bei einem IPA immer wichtig das es Harmonisch bzw. Ausgewogen ist. Es darf weder Fuch oder Süsse, noch Alkohol dominieren. Die IPA’s die ich am liebsten mag haben meisten zw. 7 und 7.5% Abv, Die Double IPA’s so 9%-10% Abv. Natürlich gibt es auch sehr gute mit Weniger bzw. mehr. Hängt immer ein bisschen von den Umständen ab. Wenn ich Zechen will dann ist mir was mit weniger Alkohol lieber (4.5%-6% Abv) und für ein „Kamin Bier“, das man aus dem Pokal schlürft darf es auch gerne mal weit über 10% Abv gehen.
Abschliessend noch meine ganz persönlichen Lieblings IPA’s

Weltklasse IPA‘s: 
  • Nøgne Ø IPA
  • Mikkeller Green Gold
  • Ballast Point Sculpin IPA
  • Ballast Point Big Eye IPA
  • AleSmith IPA
  • Stone IPA

Sehr gute IPA’s:

  • HansCraft & Co. Backbone Splitter
  • Brewdog Hoppy Christmas
  • Braukunstkeller Amarsi
  • Coronado Islander IPA
  • Brewdog Jack Hammer
  • Brewdog Punk IPA
  • Dogfish Head Indian Brown Ale
  • Williams Brothers Impale IPA

Weltklasse double IPA’s:

  • Nøgne Ø #500 Imerial India Pale Ale
  • Mikkeller 1000 IBU
  • Ballast Point Dorado Double IPA
  • Brewdog Hardcore IPA
  • Evil Twin Yin & Yang
  • Firestone Walker Double Jack IPA
  • Dogfish Head 90 Minute Imperial IPA
  • Stone Ruination IPA

Sehr gute double IPA’s:

  • Häffner Bräu Hopfenstopfer Seasonal Special Ale
  • Evil Twin Yang
  • Brooklyn Blast
  • Coronado Idiot IPA

Wie man sieht, befinden sich lediglich drei deutsche Biere in der Liste, zwei IPA’s und ein Double IPA. Kein deutsches bekommt von mir das Prädikat Weltklasse. Da müssen wir wohl noch ein paar Jahre warten. Klar, es gibt mittlerweile ordentlich viele IPA’s aus Deutschland die gut schmecken, aber im Vergleich zu USA und Skandinavien hinken die doch noch hinterher. Allerdings muss man fair bleiben und Deutschland die Zeit lassen sich zu entwickeln und verstehen, dass die deutschen sowieso lieber untergärige Biere trinken. Es bleibt spannend was da noch so passieren wird.
In diesem Sinne

Eurer hophead

Thursday, January 14, 2016

Bier aus Frankreich

Neulich habe ich eine ganz geil krasse Bier Erfahrung mit einem Bier aus Frankreich gemacht. Verdammte Axt, das war so widerlich, das ich es austrinken musste.  Kennt ihr das? Ich hab das manchmal. Da schmeckt etwas so krass, das du eigentlich sagst: ungeniessbar! Aber irgendwie kannst du trotzdem nicht aufhören…diese Bier war so eins (am Ende war ich aber doch froh als es leer war). Ich hatte es aus einer kleinen Brauerei in Frankreich. Dazu muss ich erwähnen, dass ich im Südwesten Deutschlands wohne, direkt im Dreiländereck, einen Steinwurf nach Frankreich und die Schweiz. In dem speziellen Fall hier war ich kurz zuvor in der Brasserie de Saint Louis im Elsass. Ich habe mir drei verschiedene Biere zum Verkosten mitgenommen. Die haben natürlich noch mehr im Angebot, allerdings nur relativ langweilige Lager Biere, also schon gut gemacht aber ich kann das Zeug nicht mehr sehn. Die Franzosen sind ja jetzt auch nicht unbedingt die führende Nation der Bierbrauer und irgendwie sind all ihre Biere sehr „malzig“ und wenig gehopft. Ok, sie verstehen sehr viel von Genuss beim Essen und Trinken aber die grossartigsten Biere der Welt kommen sicher nicht aus Frankreich. 90% des Marktes in Frankreich sind massen produzierte Industrie Biere. Inspiriert ist die Brauszene durch Deutschland (Elsass) und Belgien (Lille und Nord-Pas-de-Calais, französisch Flandern). Ausserdem existiert noch eine lange Brautradition in der Bretagne. Gebraut wurde also immer schon traditionell im Norden des Landes, der Süden spielt beim Thema Bier ehr eine untergeordnete Rolle.
Gibt es eigene Bier Stile in Frankreich? Ja, ein paar wenig. Meiner Meinung nach drei, die erwähnenswert sind.

  1.  Allem voran der wohl populärste französische Bier Stil: Das Bière de Garde. Eine Sorte aus der Region Nord-Pas-de-Calais. Klassisch obergärig, gibt es aber vereinzelt auch als untergärige Varianten. Es ist hell bis bernsteinfarben (Ambrée) und hat normalerweise so um die 6% ABV. Wurde traditionell nach der Hauptgärung in Fässern in kühlen Kellern gelagert, wo dann eine zweite Gärung stattfindet. Es wird nach wie vor in Flaschen mit Champagner Verkorkung abgefüllt, auch wenn eine weitere Gärung in der Flasche heute ehr unüblich ist. Bis in die 1970er Jahre war Bière de Garde nahezu ausgestorben, wurde aber dann wiederentdeckt (Zeitgleich mit dem Start von CAMRA in U.K. à vielleicht auch mal ein Blog wert?). Zu der Zeit gab es in Frankreich nahezu nur noch Helle Lagerbiere. Heute wird es von verschiedenen kleineren, lokalen Brauereien angeboten, die Grossen Industriebrauer sehen kein Potential darin und machen nur Lager Biere (kennen wir das nicht aus Deutschland?). Vom Geschmack her ist es sehr Malzbetont und wenig gehopft.
  2. Bière de Mars (März Bier) oder Bière de Printemps, ein Seasonal. Obergäriges Bier zw. 4.5%-5.5% ABV. Es wird Anfang des Winters gebraut und steht dann ab März zur Verfügung (anders als das deutsche Märzen, das wird erst Ende des Winters (März) eingebraut und steht ab Ende Sommer zur Verfügung). Bière de Mars ist schwach gehopft und wird oft mit Karamell oder anderen Farbstoffen gefärbt um es dunkler zu machen.
  3. Bière de Noel. Ein starkes, obergäriges Weihnachts- bzw. Winterbier, wie es in vielen europäischen  Ländern gebraut wird, aber dennoch ein recht eigener Style in Frankreich. Wird z.T. auch noch mit Gewürzen angereichert (ja, die Franzosen sind nicht so doof wie die deutschen und Geiseln sich mit so ‘nem Humbug wie dem Reinheitsgebot (auch mal ein Blog wert)).
Nach diesem generellen Ausflug in französische Bier Welt nun aber wieder zurück zur Verkostung der 3 Biere aus der Brasserie de Saint Louis. Das erste war die Krasse Erfahrung, wie ich bereits eingangs erwähnt habe. Saint-Louis Sencha Tea Ale. Bei ratebeer.com wurde es als „Spice/Herb/Vegetable“ kategorisiert. Es handelt sich um ein Lager Bier das grünen (Sencha) Tee, Mango, Minze, Lemon Gras und Pflanzenextrakte enthält (Natürlich auch Wasser, Malz, Hopfen und Hefe, sonst wär es ja kein Bier…) und 6% ABV. Die Brauerei meint das Bier sei eine unerwartete Reise mit dem süssem, faszinierendem Geschmack Asiens ist. Ok, unterwartet stimmt, Asien kommt auch gleich durch und faszinierend muss ja nicht unbedingt positiv sein…hab lange überlegt wie man den Geschmack treffend Beschreiben könnte und dann fiel es mir ein: man nehme einen Ricola Schweizer Kräuterzucker in den Mund, lutsche ein paar Minuten darauf rum und spüle dann mit einem hellen Lager Bier nach. Weiss nicht wer auf so was kommt und ich würd auch mal gern jemand treffen der das Bier geil findet (wahrscheinlich findet man so jemandem am ehesten in Japan). Vielleicht hatten die ja auch irgendwie eine missglückte Würze und haben dann alles was sich gerade so fand da reingerührt um die Fehlgeschmäcker zu überdecken (neben der Brauerei ist Aldi Filiale, vielleicht waren sie dort einkaufen). Wir wissen es nicht und werden es wohl auch nie erfahren. Apropos Erfahren: die Erfahrung war es wert…
Das zweite war dann Saint Louis Pine Bark Ale. Kategorisiert als American Pale Ale mit 6.7% ABV. Wie der Name schon verrät wird das Ale neben dem Hopfen Simcoe auch mit Kiefern Rinde gewürzt. Es hat also neben den fruchtigen und hopfigen Aromen auch gewisse holzige Noten. Wozu erschliesst sich mir allerdings nicht. Es war jetzt ganz gut trinkbar, aber wenn man es nicht probiert hat, hat man auch nix verpasst. Und die holzige Note hab ich auch ehr als störend empfunden. Ich bin ja alles andere als ein Befürworter des deutschen Reinheitsgebots allerdings finde ich jetzt auch man muss nicht jeden scheiss ins Bier rühren und manchmal is weniger mehr. Wenn es aber positive Effekte hat, wie zum Beispiel wenn Mikkeller oder EvilTwin solche Spielchen treiben, dann bin ich dabei. Aber in der Brasserie de Saint Louis sollten sie lieber vorher etwas experimentieren (üben) bevor sie aufn  Markt geht (tu ihnen wahrscheinlich unrecht, es gibt sicher nen Markt für den Kram). Es ist ja immer Geschmackssache. Immerhin war es eine Steigerung zu dem scheusslichen Bier das ich vorher beschreiben habe…
Aber dann wurde es doch noch versöhnlich. Das dritte Bier war das Saint Louis IPA. Ein wirklich gut gemachtes, Amber bis Braun farbiges Bier mit Amarillo Hopfen und 5.8% ABV. Das war recht rund und ich kauf es mir Sicher mal wieder. Ok, es ist jetzt nicht Weltklasse, sondern einfach nur ganz gut, speziell wenn man bedenkt es aus Frankreich kommt (ich glaub so viel kam bisher raus: Ich halte die Franzosen nicht für die grösste Braunation…). Ja, und ich denke um es zum Weltklasse IPA zu machen, sollte man es insgesamt etwas stärker Hopfen und zum Amarillo noch Simcoe verwenden. Ausserdem noch stärker ein brauen damit der Alkohol Gehalt steigt.
In diesem Sinne

Euer hophead

Thursday, January 7, 2016

Mikkeller und sein Web Shop

Mikkeller ist ja wahrscheinlich der populärste unter den innovativen modernen Brauern in Europa.  Irgendwo seit Mitte des letzten Jahrzehnts am Start, hat er mir schon einige grossartige Bier Momente beschert. Das Green Gold z.B. ist momentan eines der Besten IPA’s aus Europa (meine Favoriten IPA’s wären wohl auch mal einen eigenen Blog wert…mach ich bald).  Mikkeller zeichnet sich dadurch aus auf  Konventionen zu scheissen die für traditionelle Brauer ausser Frage stehn. Unter anderem hat Mikkeller Biere mit 1000 IBU’s oder 500 EBC’s gemacht. Das spaltet auch die „Craft“ Bier Fans weil diese Biere  entweder geliebt oder als untrinkbar eingestuft werden (ich gehöre zu den die dies Biere lieben!). Neben dem Bier brauen betreibt Mikkeller  auch einen eigenen Web Shop mit Europa weitem Versand. Im Angebot sind Mikkeller Biere und „friends“ of Mikkeller, wie To Öl, EvilTwin, Amager, etc. Da ich die meisten meiner Biere seit Jahren von Internet Versendern beziehe hab ich doch eine gewisse Erfahrung mit Bier Web Shops. Mikkeller’s ist jetzt vom Shop System her nix Welt bewegendes aber es gibt viele Biere nur dort (andere aus dem Angebot gibt’s wo anders billiger, aber bei Bier Web Shops kann ich sowieso nur raten: „Augen auf beim Eier kauf“, vergleichen lohnt). Eben genau die Tatsache (Biere, die es nur dort gibt) hatten mich veranlasst dort zu bestellen. I wollte unbedingt Mikkellers alkoholfreies probieren! Ich bin immer auf der Suche gewesen nach einem guten Alkohol freien, hab aber irgendwann vor Jahren die Suche aufgegeben, da es offensichtlich nicht möglich ist Alkohol frei zu brauen und trotzdem Geschmacks-Befriedigung zu erreichen. Dann hab ich in Mikkellers Buch (sehr empfehlenswert) etwas über sein Alkohol freies gelesen und das bei mir in Vergessenheit geratene Thema war wieder da. Ich dachte: ich muss es probieren. Vielleicht hat es ja Europas innovativster  Brauer geschafft, ein gutes Alkohol freies zu brauen. Falls auch das nix ist, gebe ich es endgültig auf! Hab mich also auf die Suche gemacht und bin dann in Mikkellers Web Shop gelandet und habe mir 6 Flaschen Mikkeller Drink’in the Snow (0.3%ABV) bestellt und die Gelegenheit genutzt noch ein paar andere Raritäten zu ordern (dazu später mehr).
Als die bestellte Ware geliefert wurde, war die Freude  gross! Als ich das Paket geöffnet hatte war aber vor allem die Enttäuschung gross:
  1.   Mikkeller muss am Verpackungskonzept arbeiten, die Flaschen waren einzeln in Luft Polster Folie verpackt und dann der Karton mit diesen furchtbaren Schaumstoff Dingern aufgefüllt. Das kostet richtig Zeit den Mist auszupacken und anschliessend muss man einen riesen Berg Müll entsorgen. Da gibt es wesentlich bessere Verpackung Systeme am Markt und ich wundere mich das Mikkeller die nicht benutzt…(wie bereits erwähnt, ich bestelle sehr viel bei unterschiedlichen Web Shops, wäre vielleicht auch mal ein Blog wert…)
  2. Noch Schlimmer: anstatt Mikkeller Drink’in the Snow (0.3%ABV) – das war ja der eigentliche Grund meiner order – wurden mir 6 Flaschen Mikkeller Drink’in the Sun (2.8% Abv) geliefert. Ein leichtes Sommer Wheat ale. Hab mich natürlich sofort an Mikkeller Web Shop via eMail gewendet. Das gute war, ich hatte innerhalb von 30 Minuten den Vorschlag im Postfach, mir das Geld für die nicht gelieferten Mikkeller Drink’in the Snow gutzuschreiben und die 6 Flaschen Mikkeller Drink’in the Sun für lau behalten zu können. Hab eingewilligt. Trotzdem: von Europas wahrscheinlich innovativstem Brauer hätte ich erwartet, der hat es im Griff…

Das Eigentliche Ziel, herauszufinden ob Mikkeller Alkohol freie gut schmeckende Biere machen kann, kann ich vorerst nicht erreichen…Aber es wird sich wieder eine Gelegenheit finden.
Kommen wir aber nun zum Inhalt des Paketes und was ich mir bisher reingepfiffen habe. Als erstes eben das oben bereits erwähnte (und nicht bestellte) Mikkeller Drink’in the Sun (2.8% Abv). Weizen leicht Bier…nicht schlecht aber eigentlich brauch ich es nicht (ok, es war ja nu für lau). Aber ich sag’s mal so: wenn ich es bezahlt hätte (sicher über 3 Euro die Flasche) hätte es mich gereut. Das kann man auch für wesentlich weniger Geld in Bayern finden…
Das nächste wiederum war der Hammer: Mikkeller red/white Christmas. Ein hybrid zwischen Red Ale und belgisch Witbier, mit amerikanischen Hopfen und tropischen Orangen Schalen. 8% ABV. Das war mal ne Erfahrung! Man merkt beide Styles klar raus und ich hätte nicht gedacht das die sich so gut vertragen. Auf jeden Fall ein ganz grossartiges Bier. Es unterstreicht ausserdem die Aussage: „Mikkeller, einer der innovativsten Brauer in Europa“. Hat Spass gemacht (und auch ein wenig die „negative“ Erfahrung mit dem Web Shop kompensiert.
Und dann kam was für fortgeschrittene: EvilTwin Femme Fatale Sudachi, American IPA mit 6%Abv. Dazu muss ich ein wenig ausholen. EvilTwin Brewing. Wer steckt dahinter? Niemand geringerer als der Zwillingsbruder des Mikkeller Mastermind Mikkel Borg Bjergsø, Jeppe Jarnit-Bjergsø. Als Mikkeller Mitte letztes Jahrzehnts startete, arbeitete Jeppe Jarnit-Bjergsø mit. Irgendwann hat Jeppe dann entschieden, sein eigenes Bier zu brauen. Und das Zeug is unglaublich experimentell. Dieses Bier hier is ein Paradebeispiel dafür: es enthält Pale und Münchner Malz, Hafer und Weizen, neben Goldings hopfen werden auch Sodachi Schalen zur Würzung verwendend und Sodachi Saft beigegeben (Sodachi ist eine Japanische Citrus Frucht). Das ganze wird dann mit „Brett“ Hefen (Brettanomyces Bruxellensis) fermentiert (dieser momentane im Trend liegende Hefe Typus is dann mal ein eigener Blog wert…). Das alles führt zu einen fruchtig, krautartigen Geschmack. Das Bier ist in einem Bomber (0.66 l Flasche, wird oft von US Brauern für ihren High-End Stoff verwendet) abgefüllt. Ich fand das Bier geschmacklich so komplex, das ich die nahezu die ganze Flasche gebraucht habe, bis es sich mir erschlossen hat. Absoluter Knaller, allerdings ehr was für fortgeschrittene als für Einsteiger (ich hätte jetzt gern den Keller voll mit dem Zeug…).
Last but not least: Amager/Three Floyds Arctic SunStone, American Pale Ale, 6% Abv. Eine Kooperation von Amager, einem Dänischen Brauer, bei dem meines Wissens nach Mikkeller einige Biere braute (Mikkeller is ein gipsy brewer ohne eigene Brauerei) und der Brauerei Three Floyds aus USA, der Lieblings Brauerei von Mikkel Borg Bjergsø. Neben verschiedenen Malz Sorten wurden 4 Hopfen verwendet: Tomahawk, Citra, Centennial und Simcoe. Alles in allem ein sehr gut gemachtes Pale Ale. Gerne wieder.
Habe zwar noch nicht alles durch aus der Mikkeller Web Shop Bestellung, allerdings kann ich schon jetzt sagen: es lohnt sich wenn man was Neues kennen lernen will. Is aber auf der anderen Seite auch ein kostspieliges vergnügen. Aber ab und zu sollte man sich das gönnen.
In diesem Sinne

Euer hophead


Tuesday, January 5, 2016

Pilsner

Pilsner! Ganz grosses Thema. Bin eigentlich nicht so der Pilsner Fan. Allerdings kommst du als deutscher auch nicht um das Thema rum. Als ich in der 1980ern mit Bier trinken anfing, was Pilsner der in Deutschland dominierende Style. Das war noch bevor er dann von den „Industrie“ Brauern in den 90ern rund gelutscht wurde. Hopfen verschwand mehr und mehr, die drinkability wurde erhöht, das aber zum Preis von Facetten Reichtum und Individualität. Heute ist es äussert schwierig (wenn nicht sogar unmöglich) die Grossen „Fernseh“-Biere von Veltins über Krombacher und Bitburger bis zu Warsteiner in einer Blindverkostung auseinander zu halten (ich kanns nich…). Ok, die meisten behaupten auch gar nicht mehr ein Pils zu sein. Zurück zu den 80ern. Ich trank damals schon lieber Export (Münchner (oder bayrisch) hell war damals ziemlich von der Bildfläche verschwunden). Oder auch Kölsch und Alt. Der zugang zu ausländischen Ales war damals sehr begrenzt. Aber eben Pils war mir zu Bitter (wohl auch der Grund warum es „rund gelutscht wurde). Damals hab ich viele von lokalen Brauereien in meiner Umgebung, gemachte Pilsner als „schlechte“ Biere beurteilt, weil mir da noch nicht klar, war, das nicht die Biere schlecht gemacht waren sondern der Pilsner style nicht meiner is. Bin dann also in der Folgezeit (ende 80er, Anfang 90er) auch den rundgelutschten Fernseh-bieren gefolgt . Das die nicht mehr viel mit dem eigentlichen Pilsner style zu tun hatte, wurde mir erst Jahre später klar (und die Biere selber wurden mir schnell Langweilig). Die Entwicklung gipfelte dann irgendwann in Varianten wie Beck’s Gold etc. und wir würden in Deutschland wahrscheinlich auch längst Budweiser saufen, wenn den deutschen ihr Bier nicht heilig wäre (ok, um Becks Gold zu verhindern war es wohl doch nicht heilig genug…)
Wie sieht es heute aus? Grundsätzlich haben sich international in den verschiedenen beer style guides drei verschiedene Pilsner styles durchgesetzt:
  • German Style Pilsner
  • Bohemien Style Pilsner
  • Amercian Style Pilsner
So sind sie im BJCP guide 2008 und auch beim wahrscheinlich bedeutendsten internationalen Bier Preis, dem World Beer Cup definiert (dort gibt’s noch „international style Pilsner“, kann man aber vernachlässigen). Auch Beim european beer star wird so definiert (auf american Pilsner wird hier verzichtet, da dieser preis sich auf european styles fokussiert).  Vom BJCP guide gibt es mittlerweile eine 2015 Version, die nimmt insgesamt einen völlig neuen Ansatz zur style Einteilung, da bin ich aber noch nicht so tief drin und es wird sich zeigen wie weit sich das dursetzen wird (aber es macht Sinn, soweit ich das schon beurteilen kann)
Also zurück zu den Pilsner styles. Im Jahre 1842 wurde der bayrische Brauer Josef Groll ins tschechische Pilsen gerufen um dort ein vernünftiges Bier zu kreieren. Raus kam das Pilsner, ein untergäriges klares Bier das optimal herzustellen ist aus dem weichen Pilsner Wasser und dem dort vorrätigem hellem malz und dem Saazer hopfen. Der Rest ist Geschichte und Pilsner trat seinen Siegeszug an. Über die Jahrzehnte entwickelte sich dann in Deutschland ein eigener Pils style. Wo liegt der Unterschied zwischen beiden styles? Das deutsche Pils ist schlanker und trockener, sowie herber (bitterer!?) wohingegen der Böhmische etwas mehr Vollmundigkeit und weniger herbe besitzt. Das Amerikanische ist ein Lager style der aus der vor Prohibition Zeit stammt. Er erlebt zwar gerade eine Renaissance in der US craft beer Szene , ich lass ihn aber jetzt mal aussen vor und fokussiert mich auf die beiden europäischen, weit verbreiteten styles.  Dass die beiden Styles nah aneinander sind liegt auf der Hand. Zum Beispiel das Pilsener Urquell, die Mutter aller Pilsner. Man sollte ja eigentlich erwarten, dass das ein Bohemien Style Pilsner ist (Urquell das ist das war Josef Groll 1842 in Pilsen kreierte) und ich habe auch keinen Dunst wo die Brauer von Urquell es einordnen aber in den letzten 30 Jahren hat sich das meiner Meinung nach vom Bohemien zum German Style Pilsner entwickelt, wahrscheinlich des Zielmarktes Deutschland wegen. Grundsätzlich geht das auch, sind ja nicht so weit auseinander und beides Pilsener
Lange Vorgeschichte nun bevor ich zum wesentlichen komme: angetrieben durch die ganze Thematik der beiden european Pilsner styles habe ich heute eine Blindverkostung vorgenommen. Ich habe in der Sieger Liste des european beer star 2015 die beiden Silber Medaillen Gewinner in Bohemien Style Pilsner , das Alpirsbacher kleiner Mönch und in German style Pilsner,  Bauhöfer’s Ulmer Pilsener besorgt. Beide leicht in meiner Region zu beschaffen (Südwest Deutschland). Hab sie mir Blind vorsetzen lassen und wollte einfach wissen ob ich es schaffe, die beiden zu erkennen, ohne sie jemals zuvor getrunken zu haben. Die Antwort ist eindeutig Ja! Schon vom Aroma her war ich mir relativ sicher welches welches is. Der Geschmacks Test hat das dann untermauert. Zu meinem Erstaunen fand ich das von Bauhöfer sogar besser als das von Alpiersbach obwohl ich immer der Meinung war, Bohemien Style dem German vorzuziehen. Ich hab das ganze so gut gefunden, das ich mich entschlossen habe, das von Bauhöfer wieder zu kaufen. Und das heisst was, Ich trinke nämlich mittlerweile so gut wie keine Lager (untergärigen) Biere mehr, weil sie mir zu langeilig geworden sind.
Unterm Strich ist die Erkenntnis also nicht nur das die beiden styles easy identifizierbar sind sondern auch, das gut gemachtes Pilsner auch mir schmeckt!
Bis Bald,

euer hophead

Monday, January 4, 2016

Bier im Holzfass gereift

Seit ich in ein „trinkfähiges“ alter gekommen bin, liebe ich Bier! Heute habe ich mich entschlossen meine Erfahrungen und geistigen Ergüsse zu dem Thema mit der Welt zu teilen…(auch auf die Gefahr hin dass es keine Sau interessiert).
Heute habe ich mich mal wieder an ein Fassgereiftes Bier heran gewagt (ist eigentlich nicht so mein Thema). Ab und zu überkommt mich das mal wieder um mitreden zu können. Das heutige Bier war das Trumer holzfassgereift Blend No.2 2013. Ein Bier von Axel Kiesbye. Hochgeschätzter Braumeister, der ein obergäriges Starkbier in verschiedenen Barrique Fässern (Spätburgunder und Süssweine) ausbaut und später verschneidet. Stand schon ne weile in meinem Bierkeller. Aber die Erkenntnis war wie sie eigentlich bei mir immer ist wenn ich solche Biere verkoste: Fassgereifte Biere sind völlig überbewertet. So ging es mir vom ersten bis zum letzten Schluck der 0.75l Flasche. Ok, ich mag kein Rotwein. Ich trinke sonst alles was Alkohol hat. Aber eben Rotwein hat sich mir nie erschlossen (und ich habs echt versucht zu trainieren ;-). Fassgereifte gehen geschmacklich oft in die Richtung und würden wahrscheinlich Rotwein Trinker beglücken. Allerdings, die Rotwein Trinker die Ich kenne würden dieses Bier als „interessant“ bezeichnen aber dann für den Preis (weiss nicht mehr genau, schätze mal die Flasche war 12-15 Euro) lieber wieder Rotwein trinken. Ich persönlich hab noch niemanden getroffen der diese Biere wirklich liebt, aber es muss sie ja geben, sonst würd sie keiner machen.
Am Ende war ich froh als die Flasche leer war. Hab mir dann zu Versöhnung noch ein Brooklyn Black Chocolate Stout aufgemacht. Das machte mich glücklich!
Das nächste Mal versuch ich eine positivere Erfahrung zu bloggen…
Machts gut,

euer hophead