Sunday, October 16, 2016

Im Mutterland des Craftbeer

Ich gehe seit einigen Jahren regelmässig in die USA. So ca. zwei bis dreimal pro Jahr. In aller Regel halte ich mich in New England, primär in der Region Boston auf. Das ist natürlich das Paradies für einen Bier Liebhaber. Schliesslich sind die USA die Wiege der Craftbeer Revolution. Da sie ja schon weit über 30 Jahre an dem Thema dran sind, sind sie auch allen anderen Regionen der Erde mächtig voraus.  Vor kurzem hatte ich wieder Gelegenheit nach Boston zu reisen. Mein letzter Trip war bereits im Dezember 2015. In der Zwischenzeit, während des letzten Frühjahrs und Sommers,  kam ich allerdings zu dem Schluss, das Zentraleuropa gut Aufgeholt hat, nachdem doch das Thema bei uns auch immer populärer wird. Allerdings muss ich das doch in gewisser Weise wieder revidieren. Klar, bei uns wurden in den letzten 2 Jahren explosionsartige Fortschritte gemacht, aber die Amerikaner haben sich ebenfalls weiter entwickelt. Sowohl innerhalb der „existierenden“ Bier Stile als auch bezüglich neuer. Neben der Hopfenvielfalt (jedes Jahr werden ca. 20 neue Sorten gezüchtet) entwickelt sich auch im Bereich der Hefen immer neues. Die verwendete Hefe hat enormen Einfluss auf den Geschmack eines Bieres. Bis etwa in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts hat sich Bier Hefe (ungewollt) immer weiter entwickelt (natürliche Evolution). Seit der Industrialisierung und der sehr hygienischen Arbeitsweise der Brauer ist da in den grossen Sudhäusern ab den 50ern/60ern nicht mehr viel passiert. Dazu kam dann noch der weltweite Siegeszug des Lager Bieres, dessen Vergärung auf der untergärigen Hefe Saccharomyces Carlsbergensis beruht (im Obergärigen Bereich war die Hefe Vielfalt immer schon höher). Mittlerweile wird aber sehr bewusst in Laboren gezüchtet um Hefen zu entwickeln, die bei der Vergärung neue Geschmacksprofil generieren. Allerdings steht das alles noch am Anfang, aber da wird noch was Spannendes auf uns zu kommen.
Daneben sehe ich in USA momentan zwei  klare Trends/Hypes im Bereich Bier Stile. Der eine geht um Sour  bzw. Brett Biere und der Andere um Hopfengestopfte untergärige Biere (dry hopped Lager) allen voran Kaltgehopfte Pilsner. Ersteres ist nicht so mein Thema (auch wenn ich da gerne mal probiere, aber mehr als „interessant“ kommt da für mich meistens nicht raus). Die Lager allerdings mag ich sehr. Ist momentan mein „Style“ der Stunde (werden auch gerne mal IPL= India Pale Lager genannt). Auch die gibt es als „Imperial“ Versionen (also stärker alkoholisiert.) Was ich also absolut geil finde sind dry-hopped Imperial Pilsner. Aus diesem Grund habe ich mich auf dieser Reise ein wenig auf kalt gehopfte Lager fokussiert (ok, hab auch anderes probiert). Und da waren echt super Sachen drunter aber das absolut Beste war Jack Abbey’s Excess IPL. 7.2% Abv. und 80 Ibu’s. Das zeug war der Hammer und ich sag mal, das Beste IPL das ich bisher hatte. Schöne grasige aber auch fruchtige Noten wie es ein IPA haben könnte, aber Schlank und trocken wie ein Pilsner. Aus der Brauerei kommt insgesamt super Zeug, leider aber in Europa nicht zu bekommen. Bin aber inspiriert durch die Erfahrungen aus USA jetzt vermehrt bei uns auf der Suche nach hopfengestopften Lager Bieren.  Werde da zu gegebenem Anlass mal meine Erfahrungen hier teilen.
Wo sie uns auch um Längen voraus sind, ist in der Gastronomie. Mittlerweile hat ein ordentliches Restaurant schon 10-20 verschiedene Biere auf der Karte. Bei normalen Bars und Pubs sind es dann schnell mal 50 und mehr. Auf Bier spezialisierte Läden bieten bereits hunderte verschiedene Biere an und davon gibt’s bereits etliche. Es gibt dabei Bars die absolut Wert auf extrem hohe Qualität der angebotenen Biere legen und dafür nicht so viel in der Masse haben. Andere wiederum, legen mehr Wert auf Volumen und haben wahnsinnig viel der Karte. Teilweise sind das solche Mengen, das dir der Kellner ein iPad in die Hand drückt anstatt einer Karte. Dort kann man dann nach verschiedensten Kriterien Suchen. paradiesische Zustände!
Last but not least, auch in den Liqour Stores wird das Angebot immer grösser und vielfältiger. Da träume ich von, bei uns beim Getränke Händler um die Ecke so viel Craftbeer zu bekommen. Da ja aber früher oder später irgendwie jeder US Trend auch bei uns Fuss fasst, bin ich positiv das wir diese Zustände auch irgendwann erreichen…
In diesem Sinne

Eurer Hophead